Ausprobiert: Surströmming

Surströmming

Wer von euch kennt Surströmming?
Dose Surströmming
Surströmming ist Ostseeherring, der im Frühjahr in Salzlake eingelegt wird. Dann gärt er vor sich hin (also fermentieren bzw. faulen), bis er etwa einen Monat vor Verkauf in Dosen abgepackt wird. Im August, genauer gesagt am dritten Donnerstag im August, beginnt die Surströmming-Saison in Schweden. In den Dosen geht der Gärprozess weiter, so dass die Dosen etwas augebeult sind, wie auch mein Exemplar, was ich heute erhalten habe.
Gewicht der Dose: etwa 0,9 kg!
Nettogewicht: immer noch etwa 475 g
Dose Surströmming
Wer kommt auf die bescheuerte Idee vergorenen Hering auszuprobieren? Nun ja, *hust* ich. Das letzte Mal in Schweden kamen leider Termine dazwischen, ansonsten hätte ich bei der Familie eines Projektkollegen Surströmming probieren können. Er selbst kann dem Fisch nichts abgewinnen, aber seine Frau liebt ihn und er hat den Stinkefisch bereits anderen Gästen angeboten (und mir davon erzählt, wobei ich die Erläuterungen weniger appetitlich fand). Als dies die anderen Schweden mitbekamen, waren die Reaktionen sehenswert. Wie kann man nur Surströmming probieren wollen? Keiner der Anwesenden mochte ihn!
Im SZ Magazin gibt es noch einen schönen Artikel dazu.

Nach dem Gammelhai in Island fühlte ich mich gestärkt etwas neues, ekelhaftes zu probieren. Der Surströmming war schnell im Internet bestellt und wurde auch bald geliefert. Zusammen mit leckerem Knäckebrot, welches ich ebenfalls bestellt hatte, wollte ich ihn verspeisen (ok, Tunnbröd wäre authentischer, aber Knäckebrot sollte auch hin gehen). Genau am letzten Tag meines Urlaubs bekam ich ihn – gute Eingewöhnung, schließlich wartet ab morgen das Kantinenessen auf mich.
Also habe ich die Dose gepackt, einen Eimer mit Wasser gefüllt und bin damit raus auf die Terrasse. Die Dose habe ich vorsichtig mit meinem finnischen Dosenöffner (sehr gut für Unter-Wasser) geöffnet. Dabei schoß gleich mal der erste Schwall entgegen. Na toll, das konnte ja lustig werden… Obwohl die Dose noch unter Wasser war, verströmte sie einen fauligen, süßlichen Geruchstank. Langsam verstand ich die schwedischen Projektkollegen… Nun denn, todesmutig spülte ich die Fische mit frischem Wasser ab und wässerte sie eine Stunde lang. Dabei wechselte ich immer wieder das Wasser aus. Der Gestank war phänomenal. Da mich gerade die Nachbarskatze besuchte, wollte ich ihr ein Stück des Fischs schmackhaft machen – vergeblich. So schnell habe ich sie noch nie die Wohnung verlassen sehen. Wenn bereits eine Katze den Fisch verschmäht… Langsam zweifelte ich. Was habe ich mir da ausgesucht? Spontan fand ich einen weiteren Mutigen.

Surströmming wird traditionell mit Tunnbröd, salziger Butter, Zwiebeln, Kartoffeln, saurer Sahne und Tomaten gegessen. Dazu wird Milch, Bier und Aquavit getrunken.
Nachdem ich nicht alle Zutaten zu Hause hatte, entschied ich mich für eine Quarkcreme mit Zwiebel und salziger Gurke, die ich schnell zubereitete. Diese kam eben auf das Knäckebrot, Kartoffeln (Bamberger Hörnchen) dazu, sowie Wasser, Milch (was wir nicht nutzten), selbst gemachten Kümmellikör und Wodka (den wir mischten).

Quarkcreme mit Zwiebel und salziger Gurke

Gericht Aufstrich, Beilage

Zutaten

  • 1 Zwiebel
  • 1 salzig eingelegte Gurke
  • 125 g Quark
  • 2 EL Gurkensud
  • 1 Prise Salz
  • Dill
  • Pfeffer

Anleitungen

  1. Die Zwiebel und die Gurke in feine Würfel hacken und zum Quark in eine Schüssel geben. Den Quark mit 2 EL Gurkensud vermengen und mit Salz, Dill und Pfeffer würzen.

Die Surströmminge filetierte ich – was für eine Arbeit. Fische filetieren im Fischkochkurs war eindeutig leichter… Die Filetstückchen kamen in eine kleine Schale (etwa in der Mitte des Bildes). Dabei fand sich noch etwas Rogen, welchen ich in eine weitere Schale gab (Schale rechts daneben). In beide Schalen träufelte ich etwas Zitronensaft.
Gedeckter Tisch
Also Knäckebrot mit Quarkcreme besrichen, ein kleines Stückchen von Surströmming auf das Brot gelegt, Schnapsglas griffbereit – und?
Knäckebrot mit Quarkcreme und kleinem Stück Surströmming
Nach dem Gestank in der Wohnung, den ich halbwegs loswerden konnte, habe ich es mir schlimmer vorgestellt. Meinem Gegenüber schmeckte es sogar ganz gut. Wir futterten, bis wir satt waren. Nur der Rogen war etwas zu intensiv im Geschmack. Durch die Wässerung sind die Filets deutlich milder geworden – fast schon erträglich. Zudem war die Quarkcreme recht würzig.
Mein Fazit? Meine Leibspeise wird Surströmming sicherlich nicht, aber man kann es essen.
Ich bin schon gespannt, was mir als nächstes einfällt. Vielleicht Insekten? Gammelhai, Durian, Froschschenkel, Hundefleisch, tausendjährige Eier, Schlange, Hühnerfüße und Quallensalat waren bisher die verrücktesten Speisen, die ich probierte. Wobei Moorhuhn auch interessant war (ja, die zum Essen, nicht zum Abschießen).

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2 Kommentare

  1. Das ist ja mal ein Bericht… Ich hab noch nie von Surströmming gehört und finde dich sehr mutig, dass du es probiert hast. Sollte es mir je angeboten werden, nach deinem Bericht lehne ich ab ;-).
    Liebe Grüße,
    Daniela

  2. Yay, noch eine Daniela 🙂
    Sag mas mal so, der Geruch war abartig, aber geschmacklich war der Surströmming immerhin nicht ganz so schlimm wie der Gammelhai. Nichtsdestotrotz kann ich dich gut verstehen und manchmal frage ich mich selbst, warum ich mir solche Speisen antue. Zumindest schmeckt anschließend das Kantinenessen auch wieder 😉
    Viele Grüße,
    Daniela

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