Als zweite Station auf der Reise wählte ich Sousse. Die Beschreibungen klangen einfach zu gut, um nicht in die Stadt zu fahren.
Sousse
Sousse ist eine Hafenstadt, die ursprünglich als Handelsstützpunkt von den Phöniziern mit dem Namen Hadrumetum gegründet wurde. Im 3. Punischen Krieg entging Hadrumetum der Zerstörung der Römer, weil es sich rechtzeitig von Karthago lossagte. Unter römischer Herrschaft erlebte die Stadt anschließend seine Blütezeit, bis Repressionen wegen der Teilnahme am Gordianus-Aufstand im Jahr 238 zum allmählichen Niedergang führten. In der Folgezeit war die Stadt unter unterschiedlicher Herrschaft. In der französischen Kolonialzeit wurden die Neustadt und der Hafen gebaut, der zur Ausfuhr von Phosphat diente.
Unterkunft
Die jetzige Altstadt (Medina) von Sousse geht auf das 9. Jahrhundert zurück und ist von einer Stadtmauer umgeben. Die Medina gehört seit 1988 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Am Ostrand der Medina liegt der besagte Hafen und damit auch die Endstation Sousse Bab Jdid der Sahel-Metro nach Monastir, während nördlich davon die Neustadt (Bou Dscha’far/Bou Jaafar) steht. Genau in der Neustadt befinden sich auch die meisten Hotels. Ich wählte jedoch ein Hotel in der Medina. Zwar mag Dar Baaziz 3 [selbst bezahlt] nicht besonders luxuriös eingerichtet sein, jedoch überzeugten die Menschen, das Frühstück (links im Bild) und der Ausblick von der Dachterrasse (rechts im Bild). Zum Frühstück gab es u.a. starken, leckeren Kaffee, Baguette, Butter, zwei Aufstriche, ein Omelette mit etwas Salat, Orangensaft und einen Keks. Bei den Aufstrichen gefiel mir Bsissa, eine witzige Mischung aus geröstetem Getreide und Gewürzen wie Fenchel, Anis und Kumin und teilweise mit Nüssen oder Kichererbsenmehl, am besten.
Medina von Sousse
Wenn man vom Eingang in der Nähe des Bahnhofs und des Kreisverkehrs mit der Statue von Habib Bourguiba in die Medina geht, fallen zwei Gebäude schnell auf: La Grand Mosquée und das Ribat. Beides kann man gemäß den Öffnungszeiten besichtigen. Das Ribat entstand im Jahr 821 und verlor seine Bedeutung als Festung nach Errichtung der Stadtmauer im Jahr 859. Die Hauptmoschee wurde wohl um das Jahr 850 gebaut. Der als Minarett dienende Kuppelpavillon ist ein späterer Anbau. Um die Hauptmoschee gibt es mehrere Sitzgelegenheiten, Verkäufer und natürlich Katzen (links im Bild). Die Anzahl an Katzen fiel mir in der Medina besonders auf. Näher meiner Unterkunft wurden die Straßenkatzen meist mit Nudeln oder ähnlichem Essen gefüttert. Vielleicht nicht das beste Essen, andererseits zumindest etwas, nachdem auch viele Einwohner nicht allzu viel haben. In der Medina gibt es natürlich auch einen Souk und auch sonst viele Geschäfte. Positiv aufgefallen ist mir die Terrasse (Mitte). Neben der Hauptmoschee sind noch die Bou-Fatata-Moschee als die älteste Moschee der Stadt und Zaouia Zakkak mit dem Minarett im türkischen Stil zu erwähnen. In der Medina steht ein kleines Gebäude namens as-Sufra mit auffälliger Kuppel, welches die größte Zisterne der Stadt war. Heute dient die Anlage als Museum, welches ich vor allem durch das Gebäude an sich interessant fand. Ich liebe ja Märkte in anderen Städten oder Orten. Der Markt von Sousse (Marché Beb Jdid) liegt in der Medina am El Jedid Stadttor und damit unweit des Hafens.
Archäologisches Museum von Sousse
Auch wenn das Bardo-Museum in Tunis mit seinen riesigen Mosaiken fasziniert, gefiel mir das archäologische Museum in Sousse, welches sich in der Kasbah (Festung) befindet, fast genauso gut. Neben Mosaiken, wie rechts im Bild zu sehen, besitzt das Museum auch ein Taufbecken, links zu sehen. Ich verbrachte knapp 2 Stunden im Museum und fand es schade, dass das Außengelände nicht z.B. für ein Café genutzt wird.
Kulinarisches
Mein persönlicher (kulinarischer) Höhepunkt in Sousse war das Café im Bild links und insbesondere die Citronnade. Der Besitzer meinte, dass er die Citronnade alle zwei Tage ansetzt bzw. ansetzen lässt, da sie etwas Zeit braucht. Ich war gefühlt jeden Tag, den ich in Sousse verbrachte, einmal im Café, um Citronnade zu trinken. Tatsächlich habe ich die Citronnade schon mehrfach auch zu Hause nachgemacht, da sie wunderschön erfrischt und im Gegensatz zu den sonstigen Getränken im Land nicht pappsüß ist. Der Besitzer spricht neben Arabisch und Französisch mindestens noch Englisch und Deutsch und ist, genauso wie die Bedienungen, sehr freundlich und neugierig. Von einem Deutsch-Tunesier, der in der Nähe von Stuttgart wohnt und am Nebentisch saß, bekam ich den Tipp, mir Monastir anzuschauen. Er erwähnte zum Glück, dass Monastir leicht mit der Bahn erreichbar sei.
Wenn ich alleine reise, esse ich überdurchschnittlich viel Streetfood, wenn möglich. Vorab las ich bereits, dass es in Tunesien viele verschiedene Sandwiches gäbe. In Sousse probierte ich Chapati mit Ei und Thunfisch (links zu sehen) und Mlawi/Malfouf, eine Art Schawarma mit Pommes (rechts zu sehen). Leider hatte ich nicht genug Hunger, auch noch ein Fricassee, ein Makloub oder eine Kaftheji zu probieren.
Monastir
Wie oben geschrieben war ich dem anderen Cafégast froh, dass er von Monastir vorschwärmte und auch die Bahn erwähnte. Als ich in Reiseberichten schaute, fand ich vor allem die Zugverbindung, die allerdings eher selten fährt. Daher suchte ich weiter und fand die Sahel-Metro, die mindestens stündlich zwischen Sousse (Sousse Bab Jdid in der Nähe des Hafens) und Mahdia, und damit mit Halt in Monastir, verkehrt. Die offiziellen Abfahrtszeiten findet man am besten auf der Seite von SNCFT. Offiziell, da die Züge wohl ab und an auch zu früh oder, wie bei der Rückfahrt, deutlich später fahren. Nähe der Haltestelle Sahline Sebkha sah ich auf beiden Seiten der Metro, aber insbesondere im Süden, Flamingos in den Salzbecken. Leider war ich zu langsam, um Fotos zu schießen, aber man kann passende Fotos in Google Maps bei „Les marais salants de Sahline“ und „Sidi Haithem“ finden.
Ribat von Monastir
Monastir ist ebenfalls eine Küstenstadt mit einer schönen Medina, die allerdings nicht in der UNESCO Weltkulturerbeliste geführt wird. Monastir gehört zusammen mit Kairouan und Sousse zu den ersten in Ifriqiya gegründeten arabischen Siedlungen, die auf den Ruinen der phönizisch-römischen Stadt Ruspina erbaut wurde. Die Festung (Ribat) wurde auf Befehl des Abbasiden-Kalifen Harun ar-Raschid im Jahr 796 als Schutz gegen Angriffe der byzantinischen Flotten errichtet. Heute kann die Festung besichtigt werden, was ich empfehlen kann. Besonders die Aussicht vom Turm fand ich faszinierend, auch wenn der Auf- und Abstieg durch die Enge und entgegenkommende Menschen etwas mühselig war. Ein weiterer Höhepunkt war das Kätzchen, rechts zu sehen, welches anfangs die Umgebung erkundete und Streicheleinheiten genoss.
Mausoleum zu Ehren von Habib Bourguiba
Das Mausoleum mit dem kleinen Museum von Bourguiba, welches bereits zu seiner Lebzeit gebaut wurde, liegt unweit der Festung im westlichen Teil des Friedhofs. Es beherbergt die Überreste, einige Gegenstände und Fotografien des ehemaligen Präsidenten Habib Bourguiba, der in Monastir geboren wurde und als Vater der tunesischen Unabhängigkeit gilt. Neben Habib Bourguiba wurde auch seine Familie dort beigesetzt. Die Architektur des Mausoleums am Ende einer längeren Hauptgasse erinnert an eine Moschee.
Medina
Bevor ich wieder nach Sousse fuhr, spazierte ich durch die Medina. Auch wenn mehrere Souvenirläden und andere Geschäfte mit Fokus auf Touristen in der Medina ihre Waren verkaufen wollen, ist die Medina weniger stark hergerichtet und noch authentischer als die in Sousse und Tunis. Besonders faszinierten mich am Rand der Medina die Händler, die ihre vermutlich selbst produzierten Lebensmittel verkaufen wollten.