Nachdem Karthago der initiale Auslöser für meine Reise war, wollte ich natürlich mir die Ruinen auch anschauen. In vielen Reiseführern und Berichten wird von einer Metro berichtet. Zum Zeitpunkt meiner Reise wurde diese jedoch nicht bedient und ich musste auf einen Ersatzbus ausweichen. Die Fahrt war stellenweise abenteuerlich, da der nächste Halt weder angezeigt noch angesagt wurde und ich somit auf meine Kartenapp mit GPS angewiesen war. Der Haltewunsch wurde v.a. durch das Klopfen gegen das Blech und zur Not Rufe angezeigt. Die mittlere Bustür öffnete sich meist nicht wirklich, wodurch man diese aufdrücken musste. Schlussendlich funktionierte dies aber ohne Probleme. Zwischen Karthago und Sidi Bou Said bin ich allerdings gelaufen, da mir der Bus vor der Nase weggefahren ist und der nächste erst einmal nicht auftauchte.
Karthago
Karthago war in der Antike zunächst die Hauptstadt der gleichnamigen See- und Handelsmacht. Die Einwohner wurden von den Römern auch poeni (Punier) bezeichnet. Vielleicht weckt der Begriff der punischen Kriege bei manchen Erinnerungen an den Geschichtsunterricht. Karthago wurde von den Römern im dritten punischen Krieg (149-146 v. Chr.) zerstört und das karthagische Reich ging im römischen Reich als Provinz Africa proconsularis auf. Die Hauptstadt der Provinz wurde Utica. Ein römisches Karthago wurde unter Gaius Iulius Caesar im 1. Jahrhundert v. Chr. beschlossen und unter Augustus in Angriff genommen. Dieses Karthago stieg bald zu einer Großstadt auf. Gegen Ende der Antike verlor auch dieser Ort seine Bedeutung. Das heißt, die ursprünglich karthagischen Bauten wurden schon deutlich früher zerstört, aber durch die römische Neugründung findet man auch römische Ruinen. Der Byrsa-Hügel war das Zentrum beider Städte und dient bei der Besichtigung zur Orientierung.
Karthago ist inzwischen ein Vorort von Tunis. Um die noch nicht überbauten Siedlungsflächen des antiken Karthagos vor der zunehmenden Ausbreitung der Hauptstadt zu retten, initiierte die UNESCO 1972 eine internationale Kampagne. Vermutlich dadurch sieht man heutzutage teils Informationsschilder, die als erste Sprache Deutsch nutzen. Im Anschluss wurde die Ausgrabungsstätte im Jahr 1979 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Im Carthage Multiticket sind acht Hauptsehenswürdigkeiten inbegriffen: Amphithéâtre, Théâtre Romain, Villas Romaines, Thermes d’Antonin, Quartier Magon, Musée Paléochretien, Port Punicque, Tophet de Salambo und Musée de Carthage. Das Ticket kann man bei jeder dieser Hauptstehenswürdigkeiten kaufen und ist einen Tag gültig. Zur Zeit meiner Besichtigung waren beide Museen geschlossen. Die Hauptsehenswürdigkeiten:
- Amphithéâtre: Das Amphitheater wurde durch die Römer im 1. Jahrhundert gebaut. Viele Steine wurden zum Bau der umliegenden Häuser zweckentfremdet.
- Théâtre Romain: Das Theater wurde im 2. Jahrhundert von den Römern gebaut und bot Platz für bis zu 5.000 Zuschauer. Basierend auf der Installation sieht es so aus als würde es weiterhin genutzt werden.
- Villas Romaines: Als das römische Reich begann, Karthago wieder aufzubauen, bezogen die reicheren Römer ihre Villen an diesem Ort. Am bekanntesten ist die Villa von Kobba Bent el Rey, was nun das Hauptgebäude in der Anlage ist.
- Thermes d’Antonin: Ruinen der größten römischen Thermen außerhalb Roms. Die Anlage beherbergt außerdem einen punischen Friedhof, einige alte Häuser, eine Kapelle, Gräber und Mosaike. Fotografieren in Richtung des Präsidentenpalasts ist verboten.
- Quartier Magon: Ursprünglich ein Quartier für punische Künstler wurden später römische Werkstätten auf den Häusern gebaut. Auch wenn man nicht viel sieht, ist das Quartier schön am Meer gelegen.
- Musée Paléochretien: Kleines Museum mit Mosaiken.
- Port Punicque: Der punische Hafen wurde kommerziell und militärisch genutzt. Die Anlage, welche im Ticket inbegriffen ist, ist relativ klein. Der Hafen lädt allerdings auch zum Verweilen ein.
- Tophet de Salambo: Es gibt einige halb vergrabene Grabsteine und eine große Sammlung von Kindergräbern. Leider fehlen weitere Informationen.
- Musée de Carthage: Artefakte aus Karthago auf dem Byrsa-Hügel.
In der Nähe des Halts Carthage-Hannibal befinden sich mit dem Théâtre Romain, Villas Romaines (Bild Mitte), Thermes d’Antonin (Bild links) und Quartier Magon viele der Hauptsehenswürdigkeiten. Weiter nördlich könnte man zudem eine Basilika besichtigen. Durch die Schließung der Museen ließ ich auch die anderen Stätten um den Byrsa-Hügel (insbesondere Hippodrome, Amphithéâtre und Wasserzisternen) weg und besichtigte nur noch die beiden punischen Häfen (Bild rechts) und den Tophet de Salambo. Hier wäre der Halt Salammbo am nächsten.
Sidi Bou Saïd
Sidi Bou Saïd ist eine Art Künstlerdorf etwa 20 km nordöstlich von Tunis und damit in der Nähe von Karthago. Im Dorf auf dem Felsvorsprung über dem Meer lebten ursprünglich Marabouts. Anschließend entwickelte es sich zu einem Fischerdorf, bevor Künstler wie Paul Klee und August Macke hier Halt machten. Der französisch-britische Baron Rodolphe d’Erlanger sorgte dann dafür, dass der Ort 1915 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der Ort ist vor allem wegen seiner weißen Häuser mit den blauen Fenstern und Türen bekannt.
Eigentlich wollte ich unbedingt Bambalouni, eine traditionelle frittierte Süßigkeit, ausprobieren, aber mir waren die Schlangen zu lange. Insgesamt waren mir zu viele Touristen vor Ort, auch wenn die Architektur natürlich faszinierend ist und man teils auch einen wunderschönen Blick auf das Meer hat.