Urlaub: Tunesiens Süden

Neben Tunis und Sousse sowie deren Umgebung wollte ich unbedingt in den Süden. Insbesondere Douz als Tor in die Sahara und die Oase Nefta waren mir ein Begriff. Bei der Recherche merkte ich schnell, dass meine Zeit nicht ausreichen würde, alles in Ruhe zu besichtigen. Daher musste ich mich zwischen einer geführten Tour, einer Übernachtung in der Wüste mit Kamelritt und einer stark gekürzten individuellen Tour entscheiden – oder den minimal vorhandenen Puffer aufbrauchen, was ich nicht vorhatte. Nach reichlicher Überlegung entschied ich mich für die Tour.

Die Fahrt führte uns auf der 2-tägigen Tour zuerst nach El Jem und dann über Matmata nach Douz. Von Douz selbst sahen wir äußerst wenig. Am nächsten Tag ging es nach Chott el Djerid, Onk Jemal, Mos Espa (ja, die Star Wars Drehorte) und Kairouan. Das in der Tour-Beschreibung erwähnte Gafsa sahen wir nur vom Bus aus. Nachdem ich relativ weit vorne saß, konnte ich die Straße beobachten. Besonders faszinierend fand ich einerseits die Verwehungen und andererseits die Kamele, die immer wieder die Straße kreuzten.

Insgesamt fand ich die Tour akzeptabel. Üblicherweise reise ich individuell, wodurch ich die vorgegebenen Zeiten für Besichtigungen und Aktivitäten eher nervig fand. Ein paar Sachen mochte ich gar nicht, beispielsweise durften wir teils unbefahrene Straßen nicht überqueren oder der Reiseleiter sprach die ganze Zeit von Couscous, während wir Reis als Beilage erhielten. Man merkte mehrfach, dass die 2-Tages-Tour für Gäste von Resorts ausgelegt war. Dagegen gefiel mir, dass ich viel sah und dies zu einem guten Preis. Ich glaube, ein Fan von Resorts und geführten Touren werde ich nicht mehr.

El Jem

Das Amphitheater von El Jem (teils auch El Djem geschrieben) steht seit 1979 in der UNESCO-Welterbe-Liste. Es wurde um 238 v. Chr. in Thysdrus, dem heutigen El Jem, in der damaligen römischen Provinz Africa Proconsularis als eines der letzten seiner Art gebaut. Entsprechend enthielt es im Vergleich zum Vorbild des Kolosseums einzelne Verbesserungen, wie ein ausgeklügeltes Regenwassersystem. Die geschätzte Kapazität beträgt 35.000 Zuschauer auf 148 auf 122 Metern. Nach dem Fall des römischen Reiches diente es wohl u.a. als Lagerfläche.

Das Amphitheater zählt zu den best erhaltendsten römischen Bauwerken Nordafrikas, wenn nicht der Welt. Die dreistöckige, etwa 36 m hohe Fassade und die unterirdischen Gänge sind nahezu intakt. Interessanterweise wurde 1695 während der Revolution von Tunis eine Öffnung in das Amphitheater gemacht, um den Widerstand zu stoppen. Später, um 1850, wurde wohl die Öffnung erweitert.

Vielleicht hat der ein oder andere das Amphitheater z.B. in den Filmen „Gladiator“ und „Das Leben des Brian“ gesehen. Als Besucher kann man nun den Sitzbereich (Cavea), die Arena und das Hypogäum (Untergrund) des überraschend gut erhaltenen Amphitheaters besichtigen und hat dabei teils einen überraschend guten Blick über Teile der Stadt.

Thysdrus wurde voraussichtlich auf einer punischen Siedlung errichtet. Neben diesem riesigen Amphitheater steht auch noch ein kleineres für etwa 2.000 Personen. Leider reichte die Zeit weder dafür noch für das archäologische Museum der Stadt.

Matmata

Als nächster Stopp war Matmata angesetzt. Matmata selbst ist ein Berberort, bekannt durch seine Höhlenwohnungen (siehe auch Troglodyten). Der ursprüngliche Ort liegt auf 600 m im Daher-Gebirge. Wie teilweise im Süden gibt es durch Habib Bourguiba auch eine neue Ansiedlung namens Nouvelle Matmata. An diesem fuhren wir vorbei, bis wir beim Hotel Sidi Idriss ankamen.

 

Das Hotel Sidi Idriss diente 1976 im ersten Teil von Krieg der Sterne (Episode IV) als Drehort. Es war das Zuhause (Lars homestead) von Luke Skywalker, seiner Tante Beru Lars und seines Onkels Owen Lars auf dem Planeten Tatooine. Inzwischen ist es ein Hotel mit Restaurant, in dem Touristenbusse versorgt werden. Die Briks, die es als Vorspeise gab, fand ich lecker. Die Beilage zu den Hähnchenschnitzeln war leider Reis mit Harissa statt des versprochenen und später erneut erwähnten Couscous. Andere Reisegruppen bekamen wohl Tajine-Gerichte. Nach dem Essen kann man einen kurzen Blick in das „Museum“ (rechts im Bild) werfen. Insgesamt ist, wie man an beiden Fotos sehen kann, etwas mehr los.

Die Landschaft, durch die wir fuhren, fand ich jedenfalls faszinierend. Wie gesagt, ist Matmata für die Wohnhöhlen als Teil der Berberarchitektur bekannt. Etwa 300 werden wohl noch bewohnt. Wir durften uns eine mehrstöckige gegen eine freiwillige Spende anschauen. Auch wenn von außen (Foto rechts) nicht besonders, ist die Wohnhöhle innen überraschend geräumig und wohldurchdacht.

Douz

Douz ist eine Oasenstadt im Süden Tunesiens mit etwa 30.000 Einwohnern. Etwas nördlich liegt der Salzsee Chott el Djerid. Auf Grund ihrer Lage wird die Stadt als „Tor zur Sahara“ bezeichnet. Entsprechend viele Hotels stehen in und insbesondere am Rande der Stadt. Unser Hotel auf der Tour war das Sun Palm Douz. Die beiden Highlights für mich waren der Pool (nicht erwärmt, aber dafür umso erfrischender) und das leckere Essen. Die Lage führte aber auch dazu, dass wir das Hotel, einmal angekommen, nicht mehr verließen.

Bevor wir einchecken durften, erwartete uns noch eine Aktivität. Im Gegensatz zur Tourbeschreibung durften wir zwischen Pferdekutsche und Kamelreiten wählen (und eine Gebühr bezahlen – ein Nein wurde vom Guide ignoriert). Wie man am Foto sieht, entschied ich mich fürs Kamelreiten. Ich hatte eines der größeren Tiere erwischt, an dem andere Dromedare ihre Schnauzen rieben – bzw. nach einer Zeit eher an meiner Hose. Die ersten Minuten befürchtete ich, dass der Ausflug endlos sein würde. Irgendwann vergaß ich die Zeit und genoss die Zeit oben. Auch wenn die Dromedare gut und halbwegs gepflegt ausschauten, taten sie mir leid. Sie saßen in der Sonne angebunden, bis Touristen sie reiten wollten. Insgesamt hinterließ diese Aktivität ein gemischtes Gefühl bei mir.

Chott el Djerid

Der nächste Morgen startete sehr früh, denn wir hatten einiges vor. Zum Sonnenaufgang hielten wir auf dem Chott el Djerid, dem großen Salzsee im Süden des Landes. Zusammen mit Chott el Fedjadj (östlich gelegen) und Chott el Gharsa (westlich gelegen, ebenfalls noch gesehen) hat die Depression eine Fläche von etwa 7.700 km² und eine West-Ost-Ausdehnung von etwa 200 km. Damit ist es das größte Salzseengebiet der Sahara. Chott el Djerid wird durch die Wasserläufe aus den nördlichen Bergen gespeist. Das Wasser verdunstet auf Grund der klimatischen Bedingungen und übrig bleibt das kristallisierte Salz auf der Oberfläche, wie man rechts sieht. Neben Salz werden auch Sandrosen abgebaut. Durch den Salzsee führt eine Straße, jedoch sieht man teils nebenan Palmwedel, die in die Salzkruste gesteckt wurden, und Reisenden zur Orientierung dienten. Auch wurde Lars Homestead hier (allerdings näher an Nefta) von außen gefilmt.

Fahrt mit dem 4×4 über Ong Jemal nach Mos Espa

Vom El Hamma Resort in El Hamma al Djerid ging es aufgeteilt auf mehrere Jeeps nach Ong Jemal und Mos Espa. Dabei wurde von unseren Fahrern gezeigt, was sie alles in der Wüste können. Im Gegensatz zur Sandwüste in Dubai war hier der Sand relativ kompakt.

Der erste Stopp der Fahrt war Ong Jemal, teils auch als Ong Jmal bezeichnet. Dies ist eine ungewöhnliche Felsformation, die an ein Kamel mit Nacken und Kopf erinnern kann. Die Felsformation wurde in Star Wars u.a. auch als Darth Mauls Aussichtspunkt genutzt. Entsprechend kann man als Besucher entweder zum Kamelnacken oder auf andere Hügel klettern und eine Aussicht über die Wüste genießen.

 

Das letzte Filmset auf der Tour war Mos Espa (Die dunkle Bedrohung, 1999). Mos Espa war eine Stadt inmitten des Xelric-Tals auf der Nordhalbkugel von Tatooine, die vor allem von armen Siedlern bewohnt und von Gangstern kontrolliert wurde. Anakin Skywalker verbrachte seine Kindheit mit seiner Mutter Shmi als Sklave des ansässigen Schrotthändlers Watto in der Stadt. Mos Espas Architektur ist geprägt von den für Tatooine typischen fensterlosen Kuppelbauten. Wenn man in die Bauten schaut, merkt man die witzige Konstruktion aus Holz, Kaninchendraht und weiteren Baumaterialien.

Kairouan

Kairouan war bis zum 11. Jahrhundert ein wichtiges Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit im arabischen Nordafrika. Die Altstadt mit ihren Märkten, Moscheen und Sakralbauten steht seit 1988 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Die Moschee von Uqba, auch als große Moschee von Kairouan bezeichnet, ist laut Guide das wichtigste Gebäude in der viertheiligsten Stadt des Islams. Mich hätte zugegeben die Altstadt interessiert, jedoch gingen wir nach einem äußerst kurzen Spaziergang auf das Dach des Maison Tapis, von dem man eine tolle Aussicht auf die Hauptmoschee hat. Anschließend durften wir eine halbe Stunde im Haus verbringen. Zwar fand ich persönlich die Auswahl gut, allerdings sah ich entgegen der Aussage unseres Guides mehrere Souvenirs bereits günstiger in Sousse. Einzelne andere Teilnehmer und ich setzten uns vor das Haus und wurden vom Guide mehrmals aufgefordert, wieder in das Haus zu gehen.

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