>Weihnachten in Reykjavik: weiß, definitiv weiß! Neben den im vorherigen Beitrag genannten Yule Lads sieht man an den Häusern viele bunter Lichterketten. Die Friedhöfe werden auch geschmückt und beleuchtet. Um Punkt 18 Uhr fängt die Christmette an, die auch im Radio übertragen und durch ein Glockenläuten angestimmt wird. Während am 23. noch jeder versucht die letzten Geschenke zu besorgen (und fermentierten Rochen, kæst skata, zu essen), ist der 24. eher für die Familie, insbesondere für die Kinder, reserviert. Zudem kleidet man sich schick. Essenstechnisch gibt häufig Lamm serviert, entweder gekocht oder geräuchert. Zudem gibt es, wie z.B. auch in Dänemark, Schweden oder Finnland, Weihnachtsschinken. Neben Beilagen wird meist auch ein Milchreis zubereitet, in dem eine Mandel versteckt ist. Die Person, die die Mandel bekommt, erhält das erste Geschenk. Ach ja, spezielles Fladenbrot (Laufabrauð) gibt es auch. Beliebt ist als Getränk eine Mischung aus Malzbier und Orangenlimo, die es zwar fertig zu kaufen gibt, aber meist lieber daheim selbst gemischt wird.
Beliebte Geschenke sind übrigens Bücher und neue Klamotten. Soviel zum allgemeinen, aber was machte ich?<
Tag 3: Christmas Walk und Golden Circle
Ursprünglich wollte ich nur die Golden Circle Tour machen, entschied mich dann aber für den Christmas Walk mit Golden Circle im Anschluss. Warum? Ich habe nie etwas gegen kulinarische Spaziergänge einzuwenden. Zudem reservierte ich einen Platz beim Weihnachtsbuffet im Hotel. Nachdem es an Weihnachten nicht viel Programm für die Touris, wie mich, gibt, mussten sogar zwei Gruppen beim Spaziergang gebildet werden. Startpunkt war der alte Hafen, wo es so kalt war, dass sogar der Hafen anfing zuzufrieren. Anscheinend etwas sehr außergewöhnliches.
Erste Kostprobe: Stockfisch, also durch Trocknen haltbar gemachter Fisch, vor allem Kabeljau und Schellfisch. In Island gibts den überall zu kaufen, sogar auf Rasthöfen. Er wird entweder so oder mit Butter gegessen. Bisserl trocken, aber nicht schlecht. Schlecht kann es allerdings einem bei der zweiten Station werden: fermentierter Hai (Hákarl) und Brennivin, dem isländischen Aquavit. Der Geruch ist schon streng. Mit etwas Mut wurde das Teilchen dann doch probiert und ordentlich nachgespült. Der Hai schmeckte mir sogar, solange er weich war. Die etwas härteren, zäheren Stellen fand ich dann doch unappetitlich. Brennivin hat einen angenehmen Geschmack nach Kümmel, also genau das Richtige nach der Delikatesse 😉 Insgesamt kam ich mit 4 Stücken vom Gammelhai und 2 Stamperl, um noch nicht mal 10 Uhr am Morgen doch gut weg…
Weitere Kostproben: Seetang (schmeckt mir persönlich in „asiatischen“ Suppen besser, wobei es den auch in einer Old Harbor Pizza im satt Restaurant gab – lecker) und Glög. Natürlich dürfen auch Elfen nicht fehlen. Hier tranken wir Weihnachtsbier, Variante Nr. 2 (frag mich aber nicht mehr welche Marke), auf die Elfe, die im Stein beim Haus wohnt. Ach ja, der Christbaum steht auch nur für die Elfe da.
Wir kamen auch am ältesten Haus in Reykjavik und dem Marktplatz vorbei, wo tags zuvor noch der Christkindlmarkt stand. Nett, aber nichts besonderes.
Eine der letzten Stationen war der Fisch- und FleischladenKjöt & fiskur, den ich später im Reykjavik Magazin wieder fand. Auswahl: klein, aber fein. Am liebsten hätte ich etwas Lamm mitgenommen, hatte aber keinen Platz mehr im Koffer (nein, war nur ein Handgepäckskoffer…).
Hier warteten auf uns: geräuchertes Lamm (Hangikjöt), Hering und Wein. Vom Lamm hätte ich sicherlich noch Kiloweise essen können, aber wir mussten weiter.
Statt einem Küchenchef über die Schulter zu gucken, bekamen wir live ein paar Weihnachtslieder zu hören, während wir unsere Geschenke aussuchten. Die, die weiter fuhren zum Golden Circle, bekamen noch ein kleines Lunch-Paket.
Erste Station: Þingvellir-Nationalpark, genauer gesagt eine Stelle (Þingvellir), wo die amerikanische Platte und die eurasische Platte auseinander triften. Zudem wurden hier die Things abgehalten.
Dann ging es weiter zu den Geysiren, genauer gesagt vor allem Strokkur, der aktuell am höchsten und am schönsten ausbricht.
Gigantisch, aber nervig zu fotografieren. Entweder ist man zu spät dran, oder es läuft einem ein Touri vor die Linse… Mir gefielen aber auch die kleineren Geysire und heißen Quellen:
Letzte Station des Golden Circles war der Wasserfall Gullfoss, der aus zwei Stufen besteht und ursprünglich durch einen Staudamm zerstört werden sollte:
Da war es aber schon spät und etwas eisig. Dementsprechend freute ich mich auf das Weihnachtsbuffet, welches „nur“ 15.500 ISK, also knapp 100 Euro, kosten sollte. Tja, Weihnachten ist nur einmal im Jahr und da fast keine Restaurants offen haben. Was solls. Lecker geschmeckt hats jedenfalls. Vorspeisenteller mit rote Beete, Herring, traditionellem Brot und Lachs.
Die erste Hauptspeise war traditionelles Lamm mit Kartoffeln in Karamellsauce (Brúnaðar kartöflur, Butter in der Pfanne karamellisieren, dann etwas Butter dazu, bei Bedarf Sahne. Kurz im Mund, lange auf der Hüfte, aber einfach göttlich), Schinken und Wurzelgemüse. Die Karamellsauce hat mich umgehaun. Zum Glück bekam ich das Rezept und werde es sicherlich bald (hoffentlich) ausprobieren. Alternativ gab es Weihnachtsschinken (auch nicht schlecht) und ein weiteres Fleischgericht, an welches ich mich leider nicht mehr erinnern kann.
Das Nachspeisen-Buffet war auch nicht von schlechten Eltern:
Wobei mir die Creme in dem Glas am wenigsten schmeckte. Sehr sahnig, wenig Geschmack.
Interessant war es allerdings auch satt und zufrieden die anderen Gäste zu beobachten.
Tag 4: Südküste
Für den 1. Weihnachtsfeiertag habe ich meinen zweiten Tagesausflug (wieder mit Reykjavik Excursions) angesetzt und zwar an die Südküste. Zunächst ging es zum Seljalandsfoss Wasserfall. Im Sommer kann man auch hinter den Wasserfall gehen, jedoch waren die Wege ein klein wenig *hust* vereist. Trotzdem waren die Fallhöhe von 66 Metern und die Eiszapfen beeindruckend.
Erinnert ihr euch noch an Eyjafjallajökull?
Kleine Stärkung zwischendrunter: Lammsuppe. Erinnerte mich an eine Suppe aus Finnland, die aus Kartoffeln, Karotten und Hackfleisch besteht. Einfach, aber gut. In der Lammsuppe waren zudem noch Lorbeer und Zwiebeln enthalten, soweit ich das sehen konnte.
Schwarzer Strand im weißen Kleid. Auf der anderen Seite des Strands waren auch endlich die Basaltsäulen zu sehen, die für manche Architekturen mitverantwortlich sein sollen.
Genügend Wasserfälle habe ich jedenfalls gesehen. Hier der von Skógafoss:
Letzte Station des Ausflugs war das Skógar Volksmuseum, welches neben vielen alltäglichen Gegenständen auch Torfhäuser (und andere alte Bauten) zu bieten hat:
Insgesamt ein netter Ausflug, der sicherlich auch im Sommer sehenswert ist. Bei dem Wetter (hatten teils Schneesturm und ordentliche Schneeverwehungen) war ich direkt froh, kein Auto gemietet zu haben
Tag 5: Blue Lagoon (und Taste the Saga)
Die Bláa Lónið ist ein Thermalbad auf dem Weg zwischen Reykjavik und dem internationalen Flughafen von Keflavik. Die blaue Farbe beruht auf den Kieselalgen. Zunächst badete anscheinend die Bevölkerung darin, bevor das Bad touristisch erschlossen wurde. Um ehrlich zu sein finde ich die Eintrittspreise gesalzen, zumal so ziemlich jedes Bad in Reykjavik auch ein Thermalbad ist. Die Farbe des Wassers und die Lage machten das Bad jedoch reizvoll für mich. Nach den Tagesausflügen wollte ich zudem etwas entspannen. Also Badesachen (und Fotoapperat) eingepackt und los gehts. Die Fotos sind übrigens von dem „natürlichen“ Teil der blauen Lagune, durch den man spazieren kann.
Die Wassertemperatur von 40 Grad war jedenfalls angenehm. Unangenehm fand ich manche Touris, die ihren Abfall einfach wo hin schmissen anstatt ihn wegzuschmeißen. Dabei gibt es im Bad fast überall Abfalleimer – und sogar eine Bar inmitten des Bads, so dass man für einen Drink nicht mal das Wasser verlassen muss.
Gut erholt wurde es mir nachmittags irgendwann dann zu blöd. Zudem hatte ich abends noch was vor, aber dazu mehr im dritten Teil.
Teil 1: Erste Eindrücke aus Reykjavik
Teil 2: Weihnachten in Reykjavik
Teil 3: Die letzten Tage in Reykjavik