Phnom Penh ist, solange man mit dem Flugzeug einreist, ein typischer Startpunkt in Kambodscha. Die Hauptstadt hat etwa 2,3 Millionen Einwohner und liegt relativ im Süden am Fluss Tonle Sap, einem Zufluss des Mekong. Die Stadt hat ihren Namen vom Wat Phnom Daun Penh (Hügeltempel der alten Frau Penh) bzw. von der alten Frau Penh, die dieses Wat errichten ließ. Der Tempel wurde 1372 auf einem künstlichen 27 Meter hohen Hügel errichtet, um fünf Statuen des Buddhas aufzunehmen, die die Frau Penh fand. Der letzte Herrscher von Angkor verlegte 1434 seine Residenz in den Großraum des heutigen Phnom Penh (nach Lovek), nachdem Angkor 1431 von Ayutthaya erobert und teils zerstört wurde.
Im Jahr 1434 verlegte der letzte Herrscher von Angkor seine Residenz in den Großraum des heutigen Phnom Penh, nach Lovek, nachdem Angkor 1431 von Ayutthaya, dem Königreich der Thai, erobert und teils zerstört worden waren. Erst 1866 verlegte König Norodom I. auf Druck der Kolonialmacht Frankreich seinen Regierungssitz von Udong (ebenfalls in der Nähe von Phnom Penh) nach Phnom Penh. Kurz darauf wurde die Stadt zudem Sitz der französischen Kolonialverwaltung. Nach der Eroberung der Stadt am 17. April 1975 durch die Roten Khmer wurde die Stadtbevölkerung auf das Land deportiert. Die Stadt erholte sich nach der Verdrängung der Roten Khmer, auch wenn der Bauboom teils komische Blüten trieb. Es gibt zwar einzelne Buslinien, jedoch sind Tuk-Tuks das geläufigste Fortbewegungsmittel für Touristen.
Rote-Khmer-Mahnmale
Nachdem ich die Stadt jeweils am Anfang und am Ende der Reise besuchen wollte, teilte ich die geplanten Besichtigungen auf. Am Tag nach der Ankunft wollte ich unbedingt zu den Killing Fields (Choeung Ek) und zum Tuol-Sleng-Genozid-(S-21) Museum. Hierfür buchte ich eine Tour mit Guide. Eine günstige Möglichkeit ohne Guide bietet das Onederz Hostel. Alternativ kann man selbst mit Tuk-Tuk hinkommen.
Unser Tourguide war zur Zeit der Roten Khmer ein junges Mädchen. Während der Tour erzählte sie einige, meist erschreckende, Geschichten und beantwortete alle unsere Fragen.
Killing Fields
Als Killing Fields werden mehr als dreihundert Stätten bezeichnet, an denen bei politisch motivierten Massenmorden Menschen durch die Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 umgebracht wurden. Am bekanntesten sind die Killing Fields in Choeung Ek in der Nähe von Phnom Penh, in denen etwa 17.000 Menschen umgebracht wurden. Der größte Teil der ermordeten Menschen stammt mutmaßlich aus dem Gefängnis Tuol Sleng (S-21) in Phnom Penh, zu welchem wir anschließend fuhren.
Durch das Gelände führt ein Weg mit mehreren Audiostationen. Es herrscht Stille, mit einer Ausnahme: am „Magic Tree“ ist ein Lautsprecher aufgehängt, der Musik spielt, die ertönte, um die Schreie der Sterbenden zu übertönen. Besonders beeindruckend fand ich zwei Dinge: (1) die Stupa, in der Totenschädel und weitere gefundene Gebeine aufbewahrt werden und (2) der Baum, an dem Babys und Kleinkinder ermordet wurden. Munition war teuer, wodurch viele Menschen auf andere Weise (z.B. Eisenstangen, Äxten, Hämmern und Spaten) getötet wurden. Babys und Kleinkinder wurden dagegen gegen den Baum geschleudert, bis sie starben. Stege führen durch Teile des Geländes. Nichtsdestotrotz kann es sein, dass durch Erosion und Regen Knochen zum Vorschein gelangen, auf die man dann tritt oder vorbeiläuft. Als ich durch das Gelände ging, sah ich zwei Knochen, die über kurz oder lang eingesammelt werden.
S-21 Museum
Das Tuol-Sleng-Genozid-Museum dient der Erinnerung an die im dortigen S-21 Gefängnis (Folterzentrum) begangenen Verbrechen. S-21 war eines von 196 Gefängnissen. Insgesamt wurden etwa 18.000 Menschen in diesem Gefängnis gefangen gehalten, mindestens 14.000 starben vor Ort, nur zwölf überlebten. Manche der Überlebenden haben im Museum ihre Stände und versuchen durch die Spenden oder Einnahmen durch den Verkauf von Heftchen zu leben. Heutzutage kann man mehrere Gebäude besichtigen und sieht dort Betten oder Kammern für die Gefangenen. Der damalige Umfang des Gefängnisses ging über das heutige Museumsgelände hinaus. Im Viertel befanden sich u.a. ein Krankenhaus, Bananenplantagen, in Folterkammern umgewandelte Häuser sowie Unterkünfte für das Personal. Besonders nachhaltig fand ich die ausgestellten Gegenstände (u.a. Folterwerkzeuge) und Fotografien.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Die Reise wollte ich dafür mit schöneren Erinnerungen beenden, wodurch der Königspalast, das Nationalmuseum, die Märkte und auch das Wat Phnom Daun Penh ans Ende der Reise rückten. Ursprünglich wollte ich auch einen Tagesausflug nach Udong machen (wie immer mit Tuk-Tuk möglich), war aber stattdessen vor allem faul.
Königspalast
Es ist schon fast gemein, den Königlichen Palast von Kambodscha nach dem Königspalast in Bangkok zu besichtigen, nachdem dieser deutlich größer und gewaltiger ist. Nichtsdestotrotz ist der Königspalast in Phnom Penh einen Besuch wert. Auch wenn überall noch von einer Mittagspause berichtet wird, hatte ich das Glück von durchgehenden Öffnungszeiten. Der Palast dient als offizielle Residenz des Königs. Der Bau des Königspalastes in Phnom Penh ist ein vergleichsweise junges Ereignis in der Geschichte Kambodschas, nachdem erst durch die Franzosen Phnom Penh zur Hauptstadt geworden war. Im Jahr 1813 errichtete König Ang Chan Banteay Kev an der Stelle, an der heute der Königspalast steht. Dieser wurde 1865, nach der Rückkehr von Udong, fertiggestellt. Die Thronhalle wurde erst 1917 eingeweiht. Dies mag die schlichtere Gestaltung erklären. Fast schöner als die Thronhalle fand ich die Ausstellung in der Silberpagode, die man leider nicht fotografieren darf.
Nationalmuseum
Das Nationalmuseum ist Kambodschas größtes Museum für Kulturgeschichte und das führende historische und archäologische Museum des Landes. Entsprechend neugierig war ich. Die Sammlung umfasst über 14.000 Objekte aus prähistorischen Zeiten bis zu Zeiten vor, während und nach dem Khmer-Reich, welches sich auf seinem Höhepunkt von Thailand über das heutige Kambodscha bis nach Südvietnam erstreckte. Während diese Objekte durchaus sehenswert waren und gut erklärt wurden, irritierte mich die chinesische Fotoausstellung. Das Gebäude bzw. Gebäudekomplex selbst ist ebenfalls sehenswert, wenn auch etwas schlecht auf dem Foto zu erkennen.
Märkte
In Phnom Penh gibt es mehrere Märkte. Während der Night Market relativ uninteressant ist, gefiel mir die Markthalle des Zentralmarktes (Phsar Thmei) aus französischer Kolonialzeit deutlich besser. Auch wenn die Lebensmittelmärkte bzw. Bereiche der Märkte meist stärker rochen als auf dem Land, musste ich natürlich die Lebensmittel und fertigen Gerichte fotografieren.
Wat Phnom Daun Penh
Am und auf dem Wat Phnom Daun Penh war ich sogar dreimal. Im Nationalmuseum traf ich zufällig eine Belgierin wieder, mit der ich bei Siem Reap Angkor besichtigte. Nach einer kurzen Runde durch zwei Märkte und einem Kaffeestopp während eines Regenschauers gingen wir zum namensgebenden Wat, wobei uns die Flughunde, die wir entdeckten, mehr interessierten als der Tempel auf dem Hügel. Während der abendlichen Tuk-Tuk-Tour, die ich später noch beschreibe, machten wir auch Halt am Wat, um Nashornvögel zu beobachten. Einen solchen Vogel sah ich beim erneuten Besuch ebenso wie die Flughunde.
SOSORO
In der Nähe des Wat Phnom Daun Penh befindet sich das SOSORO Preah Srey Içanavarman Museum, welches die Geschichte Kambodschas aus der monetären Seite betrachtet. Das moderne Museum hat mich positiv überrascht, und ich verbrachte darin deutlich mehr Zeit als im Nationalmuseum. Wusstet ihr, dass es während der Zeit der Roten Khmer kein Geld gab? Und dass die Übersetzung von 1 Riel auf 0.25 US-Dollar (beides sind Landeswährungen) darauf beruht, dass 1 kg Reis 1 Riel kosten sollte? Leider ist das Fotografieren im Inneren nicht gestattet.
Französisches Viertel
Ebenfalls in der Nähe des Wat Phnom Daun Penh befinden sich um das kambodschanische Postamt mehrere französische Kolonialbauten, manche restauriert, manche nicht. Hierbei lohnt sich auch ein Blick in die Post.
Promenade
Die Promenade am Tonle Sap eignet sich zum Spazierengehen und Verweilen. Jedoch sollte man etwas aufpassen, da durchaus Bettler unterwegs sind oder man Opfer von einem Scam werden kann. Die Belgierin wurde z.B. von einem Kind am Bein umarmt. Das Kind verlangte zunächst nach Geld, wodurch die Belgierin erst einmal nicht weiter gehen konnte. Letztlich löste sich das Problem durch die Mithilfe andere Kinder.
Abendliche Tuk-Tuk-Tour
Mit der besagten Belgierin buchte ich mir eine abendliche Tuk-Tuk-Tour beim Onederz Hostel. Zwar sind die angebotenen Touren primär für Hausgäste, jedoch nehmen sie auch Laufkundschaft auf. Letztlich waren wir zwei Tuk-Tuks, wobei die Belgierin und ich ein Tuk-Tuk für uns alleine hatten – für 6,50 Dollar. Die Tour führte uns zum Zentralmarkt, Unabhängigkeitsdenkmal, Statue of His Majesty Preah Bat Samdech Preah Norodom Sihanouk, Statue of Samdech Choun Nath, NagaWorld, wobei hier die Weihnachtsdeko für uns deutlich interessanter war, mit der Fähre auf die andere Flussseite, dort über den Nachtmarkt zum Wat Phnom Daun Penh und weiter zum Ausgangspunkt.