Die Schwedenrundreise startete in Stockholm. Nachdem ich schon mehrmals in der Stadt war (vgl. 1, 2 und 3), wollte ich ursprünglich schnell weiter, um mehr vom restlichen Land zu sehen. Bei der Recherche fand ich jedoch ein paar neue Museen sowie ein paar Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, die ich noch nicht kannte. So blieb ich dann doch knapp drei Tage in der Stadt.
Stockholm
Auch wenn ich die Innenstadt schon mehrmals abgelaufen bin, musste ich auch diesmal eine Runde drehen. Wusstet ihr, dass es genau einen Runenstadt in Gamla Stan gibt? Dieser ist eingemauert in einem Haus an der Kreuzung Käkbrinken/Prästgatan zu sehen. Leider ist das mehr ein Fragment als ein ganzer Stein. Dennoch ist noch eine Inschrift zu erkennen, die übersetzt etwa lautet: Torsten und Frögunn haben diesen Stein nach ihrem Sohn errichtet. Anscheinend wollte ich den Runenstein nicht als Einzige sehen, denn neben mir war eine spanische Wikingeraltstadtführung.
The Viking Museum
Auf der Museumsinsel Djurgården tauchten auf der Karte mehr Museen auf, als ich sie noch vom letzten Besuch kannte. Dabei war auch das Viking Museum, welches ich einen Besuch abstattete. Der Eintritt ist leider nicht günstig mit 189,00 kr (Stand: 2023), dafür kann man an stündlichen Führungen mitmachen. Die Ausstellungsstücke bieten einen guten Überblick über das damalige Leben. Dazu gibt es Mitmachstationen, Hütten und anderen nachgemachte Gegenstände. Den Abschluss bildet eine 11-minütige Fahrt, während der die Geschichte einer Familie anhand mehrerer Schaubilder erklärt wird.
Insgesamt kann ich das Eck auf Djurgården empfehlen: mehrere kleine Museen, Läden, Restaurants und Imbisse. Als ich dort war, gab es mehrere Auftritte auf einer kleineren Bühne (Park Theater).
Museifartygen Sankt Erik & Finngrundet
Eher durch Zufall kam ich zu diesem Schifffahrtsmuseum, bei dem mehrere Schiffe inklusive Maschinenräume kostenlos besichtigt werden können. Als ich dort war, waren das Leuchtturmschiff Finngrundet (rechts im Bild zu sehen) und der Eisbrecher Sankt Erik freigegeben. Wie man anhand des Fotos erahnen kann, waren nicht nur die Schiffe faszinierend, sondern auch die Atmosphäre.
Rathausturm
Vorher war ich nur im Herbst/Winter in Stockholm. Nachdem das Wetter meist nicht mitgespielt hatte, war ich auch zu faul, auf den Rathausturm zu steigen. Das holte ich diesmal nach. Das Rathaus wurde 1923 fertiggestellt und liegt direkt am Wasser. Durch die roten Backsteine mit der laternenförmigen Turmspitze kann man es gut zur Orientierung einsetzen. Den Turm kann man mit Eintrittskarte im Rahmen einer Art Führung zu festen Zeiten besteigen. Ich wählte die erste Besteigung am Morgen, um trotz der Besuchermengen die Aussicht noch genießen zu können. Man hat vom Turm u.a. einen schönen Blick auf die Schlangen bei den Fähren zu den vorgelagerten Inseln. Jedoch hätte ich zusammen mit der Turmbesichtigung das Ticket für die Besichtigung des Rathauses kaufen sollen. Nachdem ich vom Turm heruntergekommen war, waren die nächsten Besichtigungen schon ausverkauft.
Kulinarisches
Ich hatte in Schweden kein einziges schlecht schmeckendes Eis. Das Eis in der Bubble-Waffel war das luxuriöseste – und zugleich mit schönem Ausblick auf das Rathaus. Beim Recherchieren nach einem Restaurant stieß ich auf Meatballs for the People auf Södermalm. Das Restaurant ist eher eine Art Imbiss oder Bar mit Musik, Köttbullar in allen möglichen Fleisch- und Gemüsesorten und Craft Beer. Um möglichst viele Sorten zu probieren, wählte ich WE LOVE MEATBALLS!, was aus vier Sorten mit je zwei Bällchen besteht. Bei mir waren das Rind, Huhn, Schwein und Reh. Dazu gibt es Kartoffelbrei, Preiselbeeren, Sauce und Gurke. Um das Ergebnis abzurunden, bestellte ich zudem das hierfür empfohlene Bier: Melleruds (ECO) Pilsner mit 4,5% aus Dalsland. Geschmeckt hat es mir tatsächlich gut. Markthallen faszinieren mich jedes Mal aufs Neue. Somit war ein Stopp in Östermalms Saluhall, einer Markthalle aus den 1880er-Jahren, fest in meinem Programm verankert.
Birka
Der erste Tagesausflug führte mich nach Birka auf Björkö. Um dorthin zu gelangen, musste ich eines der Ausflugsschiffe von Stromma nehmen. Nach einer entspannten Fahrt kamen wir auf der Insel an und hatten genügend Zeit uns alles in Ruhe anzuschauen, bevor es wieder zurück ging. Der Ausflug kostete zusammen (Schiff, Eintritt) mindestens 375 SEK, was direkt bei Stromma zu bezahlen ist.
Birka und Hovgården auf den benachbarten Inseln Björkö und Adelsön im Mälarsee sind archäologische Fundstätten der Wikinger. Birka, wo mein Ausflug hinführte, wurde um 790 n. Chr. gegründet und war bis zum 10. Jahrhundert der wichtigste Handelsplatz Skandinaviens. Dieser wurde vermutlich von Hovgården, dem königlichen Wohnsitz, aus regiert. Zu der damaligen Zeit lagen beide Orte an einer Einbuchtung der Ostsee. Die heutige Uferlinie liegt etwa fünf Meter tiefer als die damalige Küstenlinie. Durch die Meerenge bei Stockholm waren die Orte mit der Ostsee verbunden. Dadurch konnte Handel mit u.a. Bernstein, Pelzen, Geweihen und Eisen betrieben werden. Beide Orte zeigen das damals bestehende Handelsnetz der Wikinger auf und gehören seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Nachdem sich bereits sehr viele Besucher beim Birka Museum für einen der kostenlosen Rundgänge sammelten und mir die Menge zu viel war, machte ich mich schnell daran, die nächsten Orte zu sehen. In der Rekonstruktion der Wikingersiedlung wohnten zur Zeit der Besichtigung Leute während ihres Sommerurlaubs und verkauften Kleinigkeiten, wie Schmuck und Selbstgeschmiedetes. Unweit davon liegt das links dargestellte nachgebaute Wikingerschiff.
Nächster Stopp war das Ansgarmonument, für welches ich durch die Kungsporten musste. Vom Monument aus hat man einen schönen Ausblick (mittleres Foto). Der Mönch Ansgar kam, basierend auf schriftlichen Quellen, im Jahr 830 nach Birka, um das Christentum zu verbreiten. Auf dem Weg nach Birka wurde das Schiff der Missionare von Seeräubern überfallen. Sie verloren neben dem Schiff 40 wertvolle Bücher, welche für die Einrichtung eines Gotteshauses gedacht waren, sowie die Geschenke an König Björn, die ihn milde stimmen sollten. Ansgar blieb etwa anderthalb Jahre. Christliche Sklaven hatten damit eine Ansprechperson in Glaubensfragen, jedoch ließen sich kaum Einwohner taufen. Eine zweite Missionsreise im Jahr 852 war weniger erfolgreich. Von Bremen aus leitete Ansgar in den letzten Lebensjahren die Missionierung der Nordländer. In der Nähe des bzw. um das Ansgarmonuments befinden sich auch Burg und Burgwall bzw. das, was davon übrig blieb.
Auffallend sind in der Nähe der Burg und Hemlanden die Grabhügel (rechts angedeutet). Ausgrabungen zeigten rund 3000 Gräber insgesamt. Hierbei wurden Schmuckstücke, Silbermünzen, Glasperlen, Glasbecher, Seide, Gewürze und Keramikgefäße gefunden. Ein Teil davon wird im Birka Museum ausgestellt. Einzelne Fundstücke fand ich tags zuvor im Viking Museum in Stockholm. Zwischen Burg und Hemlanden erstreckte sich die damalige Stadt.
Wählt man den größeren Rundweg, so gelangt man auch zur Angsgars Kapelle (links), die etwa 1930 gebaut wurde. Wie oben erwähnt, das Eis (hier: Heidelbeer und Salmiak) schmeckte einfach. Beim Anleger sind Café, Bänke und eine schöne Sicht. Was ich durchaus praktisch fand während meiner Reise war das kostenlose Trinkwasser, was man sich an fast jeder Ecke aus den Hahn lassen kann. In Birka gab es ebenfalls mehrmals die Möglichkeit, seine Trinkwasserflasche zu füllen.
Drottningholm
Das Ziel des zweiten Ausflugs war lange für mich nicht klar. Einerseits interessierte mich Drottningholm, andererseits wollte ich auch wandern, mehr Runensteine sehen oder vielleicht doch auf eine der anderen Inseln? Nachdem das Wetter mitspielte und ich noch ein Ticket für die frühe Bootsfahrt nach Drottningholm bekam, ging es zum nächsten UNESCO-Weltkulturerbe. Es gibt mehrere Wege zum schwedischen Residenzschloss auf der Insel Lovön im See Mälaren. Der günstigste ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Hierzu muss man mit der Bahn bis Brommaplan und von dort mit einem Bus (Linie 176, 177 oder 301 bis 323) bis Drottningholm. Der spektakulärste ist vermutlich mit einer Fähre. Hier entschied mich ich nach der Erfahrung vom Vortag für Stromma. Das Ticket kostet mindestens 325 SEK. Ich wählte hier zusätzlich die Schlossbesichtigung mit chinesischem Pavillon.
Das Schloss war ursprünglich ein königliches Lustschloss. Heute ist es neben seinem touristischen Wert zugleich privater Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie Bernadotte. Die Gesamtanlage war seit 1935 und damit weit vor UNESCO bereits unter staatlichem Schutz. In die UNESCO Liste des Weltkulturerbes wurde es wegen des Pavillons (Kina slott) im französischen Rokoko und des barocken Schlosstheaters (Slottsteater) aufgenommen. Die Ankunft mit dem Schiff ist schon alleine dadurch spektakulär, da man das Schloss von weitem sieht, wie links zu sehen. Die Wahl der Überfahrt mit Ticket für das Schloss zeigte sich als sinnvoll, da ich an einer Schlange vorbeigehen konnte, die sich noch ihr Ticket kaufen musste. Im Schloss sowie im chinesischen Pavillon darf man mit Rucksack hinein, solange man ihn vor sich trägt. Wie man im mittleren Foto sieht, sieht es spektakulär aus. An das Schloss schließt natürlich ein barocker Schlossgarten an, von dem man nicht nur eine schöne Sicht auf das Schloss hat (rechts).
Nach einem Spaziergang durch den Schlossgarten gelangte ich an den chinesischen Pavillon, welches ein Lustschlösschen ist. Genauer gesagt besteht es aus mehreren Gebäuden. Rechts ist der eine Flügel des Pavillons angeschnitten. Links und rechts gibt es weitere Gebäude, die teils heutzutage zu Cafés umfunktioniert sind. Im Nachgang ärgert es mich, dass ich zu faul war, eine der wenigen Führungen für das Schlosstheater zu kaufen. Ohne Führung darf man leider hinein, kann aber mit Glück zumindest einen Blick hineinwerfen. Zumindest bezüglich meiner Verpflegung hatte ich, wie auch am Vortag, mitgedacht: während sich die meisten Besucher in das Restaurant am Schloss drängten, hatte ich mir vorab im Supermarkt Essen und Trinken besorgt, welches ich im Park genießen konnte.