Von Stockholm aus führte mich der Zug zunächst nach Sundsvall. Danach machte ich im Umeå Station, bevor es über Östersund nach Mora ging.
Sundsvall
Sundsvall ist eine Hafenstadt am Bottnischen Meerbusen und liegt dabei nahe dem geografischen Mittelpunkt Schwedens. Im Jahr 1621 übertrug Gustav II. Adolf von Schweden Sundsvall das Stadtrecht, was mit einer Statue auf dem Marktplatz (Stora Torget) geehrt wird. Damit verbunden erhielten die hiesigen Fischer bessere Fangplätze. Im 19. Jahrhundert wuchs die Stadt, brachte laut Historikern die Industrialisierung nach Schweden und beherbergte die höchste Sägewerkdichte der Welt. Das zusammen mit den damaligen Holzhäusern führte zu dem bis dahin größten Stadtbrand Schwedens im Jahr 1888. Etwa 9.000 der damalig 11.000 Einwohner wurde obdachlos. Infolgedessen wurde die Stadt mit Steinhäusern aufgebaut. Die „Steinstadt“ (Stenstat) zählt dadurch zu einer der schönsten Städte Schwedens, mit reich dekorierten Häuserfassaden, Gauben und Dächern. Die andere Stadt, die an dem Tag abbrannte, war übrigens Umeå, mein nächstes Ziel. Diese pflanzte daraufhin viele Birken in der Stadt, da sie einen hohen Wasseranteil haben.
Stadt, Ufer und Stadtmuseum
Genau diese Steinstadt besichtigte ich direkt nach meiner Ankunft (ohne Foto). Was mir persönlich gut gefiel, war der Hafenbereich mit Kayakomat und verschiedenen Skulpturen. Jenseits der Stadtgrenzen eröffnet sich die Schönheit der Küstenregion. Dazu zählt das UNESCO-Weltkulturerbe Höga Kusten (Hohe Küste). Während der Reiseplanung hatte ich auch überlegt, den Fernwanderweg teils zu gehen. Mehr zur Geschichte der Stadt erfuhr ich im Stadtmuseum (Sundsvall Museum), welches keinen Eintritt verlangt. Hier sind auch Kunstwerke und Informationen zum letzten großen Stadtbrand ausgestellt. Ebenso faszinierend fand ich alte Haushaltsgegenstände, wie im Bild rechts zu sehen.
Freilichtmuseum Norra Berget
Im Süden von Sundsvall liegt der Stadtberg Södra Berget (240 m) und im Norden befindet sich Norra Berget (141 m). Für eine Runde wählte ich den kleineren Norra Berget, da er zudem ein Freilichtmuseum beherbergt. Das Freilichtmuseum wurde ab 1906 hier errichtet und zog schon früh die Besucher an. Es umfasst etwa 40 Holzhäuser aus unterschiedlichen Epochen, wie eine Holzkirche und verschiedene Bauernhöfe. Auch wenn sich das Wetter verzog, war der Ausblick großartig. Zum Glück wars noch nicht zu windig, als ich auf den Aussichtsturm stieg. In einzelne der Häuser konnte man auch hinein gehen. Das Freilichtmuseum beherbergt auch ein Skvader, also eine Art Woipertinger von Medelpad (historische Provinz, die den Spieler von Crusader Kings bekannt sein könnte).
Das Gräberfeld von Högom, etwa 2 km vom Stadtzentrum entfernt, ist das größte Gräberfeld Nordschwedens mit elf Grabhügeln und einem Runenstein. Ursprünglich waren es mindestens 16 Grabhügel, die zwischen 400 und 550 n. Chr. entstanden. Der Runenstein wurde um 1000 aufgestellt und unter einigen Hügeln konnten Spuren von Häusern entdeckt werden. Die Grabhügel konnte ich halbwegs bequem von Norra Berget sehen.
Umeå
In Umeå war ich bereits einmal beruflich (Hafenbereich nicht mitgezählt). Dort auf den Fotos ist auch zu sehen, warum die größte Stadt Norrlands auch Stadt der Birken genannt wird. Anhand von Felsritzungen von Norrfors findet man auch steinzeitliche Spuren – und den ältesten Ski der Welt. Diesmal wollte ich vor allem Freunde besuchen. Wir sahen auch ein wenig was, vor allem Natur, aber auch einen Ausschnitt vom Gammlia friluftsmuseum, was zum Västerbottens Museum gehört und wo der Ski ausgestellt ist.
Entsprechend gibt es hier nur Essensbilder. Links ist ein typisches fika Menü zu sehen, allerdings mit einheimischen Produkten bei Prestele’s Gardens in Hörnsjö. Die Familie ist übrigens aus Bayern in den Norden ausgewandert und betreibt nun das Gartencafé mit Unterkunft. Rechts sind Kaffee und Kuchen aus der Nya Konditoriet zu sehen. Die Auswahl an Gebäck und Kuchen hat mich umgehaun. Den Schokokuchen kann ich übrigens empfehlen. Innen sieht es eher altmodisch (70er?) aus und laut Gastgebern hat sich das seit ihrer Jugend nicht geändert.
Östersund
Leicht wehmütig verabschiedete mich von den Gastgebern und machte mich auf den Weg nach Östersund. Insbesondere Jamtli wurde mir ans Herz gelegt. Als ich in der Stadt ankam und mich umschaute, wunderte es mich auch nicht, dass ich Probleme mit der Unterkunftssuche hatte: mehrtägiges Stadtmusikfest (Storsjöyran), was in der Umgebung alle möglichen Gäste anzog. Östersund ist die größte Stadt im Inland von Nordschweden. Von hier aus sind es 200 km nach Sundsvall, 550 km nach Karlstad und 400 km nach Umeå. Entsprechend beliebt war das Fest.
Stadtrunde
Natürlich drehte ich auch in Östersund eine Stadtrunde. Die Stadt liegt am Storsjön, dem fünftgrößten See Schwedens. Besonders schön ist der Blick auf die Innenstadt von der vorgelagerten Insel Frösön, wie rechts zu sehen. Das abgebildete Tier ist Storsjöodjuret oder kurz Birger, eine Art Seeungeheuer. Hier kann man gut am Ufer schlendern und hoffentlich Birger erspähen. Zudem gibt es auf der Insel ein kleines Freilichtmuseum, eine Kirche und mehrere Aussichtspunkte – sowie einen Runenstein, der gerne mal als der nördlichste in Skandinavien betitelt wird und die Christianisierung Jämtlands bezeugt. Auf der Karte von runkarta findet man jedoch noch wenige nördlichere – vorausgesetzt, man verwendet die schwedische Version. Die Innenstadt soll auch außerhalb der Festzeit lebendig sein. Mir fielen einzelne Holzhäuser sowie viele Restaurants und Geschäfte auf. Am Bahnhof sieht man viel Holz. Gegen 1879 erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung dank der Holzindustrie und den Anschluss an die Inlandsbahn.
Jamtli
Jamtli ist eine lustige Mischung aus Heimatmuseum, Freilichtmuseum und kleiner Vergnügungspark, welches das Leben in Jämtland früher zeigt. Nachdem ich im Sommer Jamtli besuchte, erwarteten mich auch Personal in historischen Gewändern. Dafür ist der Eintritt im Sommer auch teurer.
Den Eingang, links zu sehen, kann man nicht verfehlen. Mit Hunger nach einer länglichen Runde und ohne Frühstück begab ich mich gleich ins Jamtli Kafé. Die Preise für Kaffee, Limo und zwei Brote (Tunnbröd) mit Käse bzw. Rentiersalami waren annehmbar.
Die Gebäude(-gruppen) sind nach Epochen unterteilt und man kann fast jedes besichtigen. In einigen waren eben auch die Darsteller, mit denen man sich unterhalten kann. In einem Bauernhof hatte ich den Spaß, dass der Mann der dortigen Familie in der Schule Deutsch lernte und seine verstaubten Kenntnisse zeigen wollte. So erfuhr ich trotzdem einiges von der damaligen Zeit und er lernte ein paar neue Vokabeln. In anderen Gebäuden wurde teils gesungen oder gebacken. Eines meiner persönlichen Highlights war ein Rezept für Tunnbröd, welches ich irgendwann nachmachen möchte. Passend zum Holz kann man den harten Alltag in der damaligen Zeit sehen. Zugleich ist Jamtli eine Filiale des Nationalmuseums in Stockholm und bietet auch eine faszinierende Ausstellung – vorausgesetzt man findet die größten Räumlichkeiten im Untergeschoss. Hier fand ich u.a. auch den rechts abgebildeten Teppich.
Mora
Auf Mora war ich bereits bei der Planung gespannt. Der Ort liegt in Dalarna am nördlichen Ende des Sees Siljan. In Umeå ging eines der Gespräche um die Bedeutung von Ortsnamen. Mora passt da perfekt dazu. Mor bedeutet etwa Wald auf feuchtem Untergrund. Wald gibt es hier tatsächlich und feucht kann ich mir durch den See durchaus vorstellen. Die Gegend war, basierend auf archäologischen Funden, bereits früh bewohnt. Mora ist ein Fremdenverkehrsort, bekannt durch Anders Zorn, dem Dalarnapferd (dalahäst aus dem Dorf Nusnäs direkt außerhalb von Mora) und dem Wasalauf. Zudem kommt ein Messerhersteller, Morakniv, aus dem Ort, was sich neben dem Dalarnapferd natürlich für Mitbringsel eignet.
Wie überall drehte ich zunächst eine Runde durch den Ort. Der Wasalauf (Vasaloppet) ist eine der größten Skilanglaufveranstaltungen, der zwischen Sälen und Mora (90 km) stattfindet. Tatsächlich hatte ich mir ursprünglich auch überlegt, um Sälen zu wandern. Jedoch habe ich mich dann für kleinere Wanderungen an verschiedenen Orten entschieden. Der Wasalauf war eine Idee des Zeitungsredakteurs Anders Pers, der die historische Flucht von Gustav I. Wasa auf Skiern vor den Soldaten des dänischen Königs, Christian II., erinnern wollte. Der Zielauflauf ist links zu sehen. Daneben gibt es ein kleines Wasalaufmuseum, welches ich leider zeitlich nicht schaffte. Zwischen Zieleinlauf und der Kirche (mittiges Bild) gibt es einige schöne Skulpturen, u.a. von einem Skilangläufer. In der Nähe steht auch ein Glockenturm aus dem Jahr 1671, der nach einem Brand errichtet wurde und drei Glocken hat. Um den See Siljan fand ich es besonders idyllisch. Zum Glück gibt es genügend Wege für einen Spaziergang.
Wie an mehreren Orten in Schweden probierte ich das leckere Eis. Preislich war es in Mora am günstigsten. In der Nähe des Seeufers findet man auch das große Dalahäst. Früher wurden die Pferde vor allem von Kindern zum Spielen verwendet und bestehen aus dem Holz der Kiefer, die um den See wächst. Die rote Variante ist besonders bekannt, es gibt weitere, z.B. mit blauem, weißem oder schwarzem Grund. Neben Nusnäs, dem aktuellen Zentrum der Herstellungen, sind bzw. waren die Orte Risa, Vattnäs und Bergkarlas besonders aktiv.
Der Maler und Bildhauer Anders Zorn (1860-1920) wohnte in Mora. Einige seiner Werke sind im Zorn Museum ausgestellt. Links zu sehen ist sein ehemaliges Wohnhaus, welches einen schönen Garten (Zorngarden) hat, welchen man kostenlos genießen kann. Besonders gut gefiel mir Zorns Freilichtmuseum (Gammelgard). Anders Zorn und seine Frau Emma Zorn ließen historische Bockhäuser an dem Ort ansammeln. Das älteste stammt aus dem Jahr 1237. Ein kleines Museum zeigt eine Sammlung Volkstextilien und -trachten. Hier, aber auch an anderen Orten fiel mir auf, dass man immer laktosefreie Milch erhält.