Urlaub: Warschau

Ich scheine kein Glück mit Reisen nach Warschau zu haben. Bei meinem ersten Besuch im Dezember 2019 wurde ich krank. Am Abend vor dem Flug nach Warschau für einen Workshop wurde ich Covid-positiv getestet. Ich hatte mir überlegt, was ich mit dem Flug mache. Die Stornierungskosten wären übernommen worden, aber ich wollte endlich mehr von Warschau sehen. Deswegen schob ich den Flug zunächst auf Herbst 2022 und dann weiter auf März 2023. Ich konnte diesmal wenigstens mir ein paar weitere Sachen anschauen, bevor ich wieder – ihr erkennt das Muster – krank im Hotelbett lag. Das Hotelbett im InterContinental war echt bequem, aber dafür hätte ich mir kein Hotel mit Spa-Bereich und riesigem Frühstücksbuffet gönnen müssen. Aber gut…

Sehenswürdigkeiten

Der Aufenthalt in Warschau hatte einen starken geschichtlichen Fokus: 2. Weltkrieg und Königsschlösser. Fast 85 Prozent der Stadt wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Szucha wurde in den ersten Wochen der Besetzung ein Polizeidistrikt, der später in die Strasse der Polizei umbenannt wurde. Das ehemalige Gestapo Hauptquartier in der Hausnummer 25 beherbergt nun das Bildungs- und Wissenschaftsministerium. Das Mausoleum im Gebäude entdeckte ich leider zu spät.

Pawiak

Das Pawiak-Gefängnis war das größte Gefängnis für politische Gefangene in Polen. Die ersten Gefangenen wurden am 2. Oktober 1939 eingesperrt. März 1940 wurde Pawiak ein Untersuchungsgefängnis der Gestapo. Kurz darauf wurden die ersten Gefangene in das Konzentrationszentrum Sachsenhausen gebracht. Weitere Transporte nach Ausschwitz-Birkenau, Ravensbrück, Groß-Rosen, Majdanek, Stutthof, Treblinka und Buchenwald folgten. Ab Herbst 1940 lag das Gefängnis im bekannten Warschauer Ghetto. Der polnische Widerstand hat um Pawiak ein weites Netz aufgebaut. In Angesichts der näher rückenden Front begannen die Deutschen im Juli 1944 mit der Liquidierung des Gefängnisses. Heute kann man in Pawiak ein Museum besichtigen – wenn man nicht unerwartet vor geschlossenen Toren steht. Zum Glück war ich nicht die Einzige, die blöd aus der Wäsche schaute.

POLIN

Auf das Museum POLIN habe ich mich besonders gefreut. Ursprünglich hatte ich es beim ersten Besuch schon besichtigen wollen, aber dann klappte es leider nicht. Das Museum zeigt auf mehreren Etagen die Geschichte der polnischen Juden auf eindrucksvoller und interaktiver Art. Hier kann man leicht 2-3 Stunden verbringen. Zum Glück gibt es im Museum auch ein Restaurant, falls man zwischendurch hungrig wird.

Mahnmale

Zwischen dem Warschauer Ghetto-Ehrenmal direkt vor POLIN und dem Mahnmal des Umschlageplatz gibt es eine Memorial Route mit 22 schwarzen Blöcke. Auf dem Foto ist das Mahnmal des Umschlageplatzes in der Ulica Stawki zu sehen. Die drei Mauern, die am ursprünglichen Umschlageplatz an über 300.000 deportierte Juden erinnern und einen Teil dessen umschließen, wirken fast unscheinbar. In der Umgebung findet man weitere Mauerreste. Ein zweites Mahnmal in der Nähe, skwer Matki Sybiraczki, ist in der Hinsicht eindrucksvoller. Eigentlich wollte ich mir noch den Hügel mit dem Zeichen (Kotwica) des polnischen Widerstands auf einer anderen Tour anschauen, aber habe Dank mehrerer Baustellen irgendwann aufgegeben. Ähnlich erfolglos war ich Katyn Museum, das schon etwas früher schloss als im Internet angegeben. Auch hier war ich nicht alleine, der leicht enttäuscht war. Vielleicht beim nächsten Mal.

Schloss Ujazdowski

Auf dem Warschauer Königsweg befindet sich kurz nach dem Anfang der Aleje Ujazdowskie, die bis Wilanów verläuft, das Schloss Ujazdowski. Ursprünglich befand sich an dem Ort eine mittelalterliche Burg der Herzöge von Masowien. Aus der Burg wurde ein kleines Jagdschloss und schließlich Schloss Ujazdowski. Schloss und Nebenanlagen dienten zunächst als Kaserne und darauffolgend bis zum Zweiten Weltkrieg als Militärkrankenhaus. Während des Weltkriegs wurde das Schloss – mal wieder – von der Wehrmacht in Brand gesetzt und zu 40 Prozent zerstört. Erst im Jahr 1975 wurde es im ursprünglichen Stil rekonstruiert. Auf den langen Treppen zum Schloss wurde, als ich unterwegs war, fleißig trainiert.

Łazienki-Park

Der Łazienki-Park (Park der Bäder) ist die größte Parkanlage in Warschau und liegt auf dem Warschauer Königsweg, der vom Königsschloss nach Wilanów führt, was ich mir ursprünglich ebenfalls (erneut) vorgenommen hatte. Der Park wurde im 17. Jahrhundert im Stil des Barocks kreiert. Namensgebend war ein Badepavillon. Als Stanislaw August Poniatowski im Jahr 1764 zum polnischen König gewählt wurde, erwarb er den Schlossgarten. In den folgenden Jahren wurde er zu einem klassizistischen Garten umgestaltet. Neben See und Fluss sind ein Palast auf dem Wasser (Łazienki-Palast), ein Theater auf der Insel, alte und neue Orangerie, weitere Gebäude sowie Denkmäler zu bewundern. Die meisten Gebäude wurden nach dem Warschauer Aufstand 1944 von der Wehrmacht niedergebrannt und in den Nachkriegsjahren wiederaufgebaut. Im Park kann man zusätzlich Pfauen und Eichhörnchen beobachten, die keine Scheu mehr zu haben scheinen.

Marie-Curie-Museum

Das Museum, was ich unbedingt vor dem Hotelbett noch sehen wollte, war das Marie-Curie-Museum. Marie Sklodowska-Curie ist in dem Gebäude, was heutzutage das Museum beherbergt, zur Welt gekommen. Sie lebte dort allerdings nur ein Jahr. Als 26-jährige zog Marie Curie nach Paris, wo ihre Karriere begann. Die Ausstellung zeigt ihr wissenschaftliches Gesamtwerk, aber auch ihr Leben. Besonders witzig fand ich die Rekonstruktion ihres Labors in Paris.

Kulinarisches

Auf der Suche nach einem passenden Restaurant oder Imbiss – in der Zwischenzeit fing es auch noch zu regnen an – kam ich schließlich an dieser Bude (Cafe Baguette? Die aktuellen Bewertungen sind sehr negativ) vorbei, die über das Fenster Zapiekanka und Kirschpunsch verkaufte.

Günstig und sättigend, wenn auch nicht so gut, wie die, dich ich in Krakau probierte. Zusätzlich bestellte ich wieder eine Waffelrolle mit Sahne. Nach mir kamen immer mehr Touristen und Einheimische zum Stand und damit unter das knappe Dach, um sich vor dem einsetzenden Regen zu schützen und sich zu wärmen.

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