Ausflug: Rothenburg ob der Tauber

Bereits Anfang des Jahres hatte ich wenige Tage Zeit, die ich für einen Kurzaufenthalt in Rothenburg ob der Tauber nutzte. Rothenburg ob der Tauber ist international ein Symbol des mittelalterlichen Deutschlands. Die Stadt liegt im romantischen Franken am Rande des Taubertals. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zu 45% zerstört. Mit internationaler Hilfe wurde die Altstadt wieder hergestellt. Die Geldgeber sind in der Stadtmauer verewigt.

Nach Rothenburg ob der Tauber fährt von April bis Oktober der Romantische-Straße-Bus. Mit Reisemonat Januar entschied ich mich stattdessen für die Bahn. Hierfür musste ich jeweils in Steinach bei Rothenburg ob der Tauber umsteigen. Zugleich bot sich auf dem Rückweg eine Besichtigung von Ansbach an. In Rothenburg ob der Tauber kann man leicht alles ergehen.

Sehenswürdigkeiten

Kaum angekommen, wollte ich natürlich die Stadt erkundigen. Dafür eignen sich etwa 2 Tage, um die Nebengassen zu bestaunen, auch etwas in der direkten Umgebung zu sehen und nicht hetzen zu müssen. Wer nur das wichtigste sehen will, schafft das auch in einem Tag.

Stadtmauer mit Turmweg

Um einen ersten Einblick von Rothenburg ob der Tauber zu erhalten, wählte ich den Turmweg. Die zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert errichtete Stadtmauer läuft einmal um die Altstadt. Damit kannst du mit dem Turmweg die Stadtmauer einmal komplett ablaufen und siehst die Altstadt auf dem etwa 4 km langen Weg aus allen Perspektiven. Ich bin vom Röderturm Richtung Norden aus gestartet. Es gibt jedoch viele Einstiegspunkte, so dass man auch die Tour unterbrechen kann. Auf dem Weg befinden sich 42 der insgesamt 46 historischen Türme der Stadt. Ein bekannter Turm ist der Röderturm mit Rödertor, den man meist nachmittags besteigen kann. Tja, ich hatte Pech. Vor der Kirche St. Wolfgang musste ich die Stadtmauer kurz verlassen. Dafür erhält man einen Blick auf Gärten und die Kasematten. Der Turmweg biegt Richtung Burggarten ab, der sich für eine kleine Pause anbietet.  Daneben sieht man beispielsweise die Gerlachschmiede (Haus mit Spitzendach), das Galgentor als eines von sechs Stadttoren, die Passmühle und die Spitalbastei. Zwischen Markusturm und Weißer Turm kann die erste Stadtbefestigung erkundet werden. Wer mehr Informationen zum Turmweg will, wird in der Touristeninformation fündig.

Häufig wird eine Dauer von 2-3 Stunden für den Weg angegeben. Ich brauchte tagsüber beim ersten Rundweg etwa 1,5 Stunden, wobei Anfang Januar sicherlich weniger Besucher unterwegs waren als beispielsweise im Sommer oder im Dezember. Am ersten Morgen lief ich für meine Tour um Rothenburg ein Teilstück und begegnete nur einen Einheimischen, der etwas komisch guckte. Die Aussicht am Morgen hatte was und ich kann damit Morgen und Abend besonders empfehlen, wenn man eine besondere Stimmung haben möchte.

Marktplatz

Der Marktplatz ist umgeben von Fachwerkhäusern und dem doppelflügligen Rathaus mit Renaissancefassade, Gotik- und Barockelementen. Normalerweise kann man den 52 m hohen Rathausturm über 220 Stufen besteigen, jedoch war er zu der Zeit leider geschlossen. Zur vollen Stunde zwischen 10 und 22 Uhr öffnen sich die Fenster der Kunstuhr am Giebel der Rathaustrinkstube und Bürgermeister Nusch setzt zum historischen Meistertrunk an. Der Legende nach drohte General Tilly 1631 der Stadt mit Plünderung und Brandschatzung. Aus einer Laune heraus versprach er, die Stadt zu verschonen, sollte der Ratsherr es schaffen, einen großen Humpen (3 1/4 Liter) Wein in einem Zug zu leeren. Bürgermeister Nusch vollbrachte die Meisterleistung und rettete damit seine Stadt.

Die St.-Jakobs-Kirche beherbergt den Heilig-Blut-Altar von Tilman Riemenschneider. Am Markthausbrunnen stehen das einstige Fleisch- und Tanzhaus sowie die Marienapotheke (links im Bild). Insgesamt viel los, aber auch viel zu sehen. Vom Marktplatz aus starten die Stadtführungen, wie der Rundgang mit dem Nachtwächter, für die man nicht reservieren muss. Ich hatte es mir überlegt, an genau dieser Führung teilzunehmen, war aber abends dann doch zu faul.

Einzelne Buden des Weihnachtsmarktes im Lichthof waren noch aufgebaut und verkauften Glühwein und Wurstsemmeln sehr zum Vergnügen der Einheimischen und Besucher.

Weihnachtsmuseum und -geschäfte

Biegt man vom Marktplatz vor dem Rathaus ab, gelangt man in die Herrngasse. Hier warten wieder Fachwerkhäuser sowie ein paar weitere Highlights. Wer Weihnachten liebt, ist im Käthe Wohlfahrts Weihnachtsmuseum richtig. Hier werden Weihnachtsdekorationen, insbesondere Baumbehang, aber auch Traditionen um das Fest anhand vieler Exponate aufgezeigt. Leider herrscht im Museum selbst ein Fotografierverbot – anders als im Verkaufsraum (über 1.000 Quadratmeter), der von einem weißen Baum und einer Lichterpyramide dominiert wird. Neben Käthe Wohlfahrt gibt es weitere Geschäfte, die Weihnachtsdekoration verkaufen. Beispielsweise sind Leyk Lichthäuser kleine Häuser, die mit Teelicht zum Leuchten gebracht werden.

Für alle, die mit Weihnachtsdeko wenig anfangen können: Wenige Meter vom Marktplatz entfernt befindet sich die Rothenburger Waffenkammer.

Burggarten

Das einzig erhaltene Gebäude der einstigen Stauferburg ist heutzutage eine Gedenkstätte. Eine Schautafel klärt über die Struktur und Funktion der einstigen Burganlage auf. Eine Stauferstele und ein mittelalterlicher Pogromstein anlässlich des Rindfleisch-Pogroms 1298 erinnern an vergangene Zeiten. Auch wenn es in Rothenburg keine Burg mehr gibt, lädt nun der dort errichtete Burggarten zum Verweilen ein. Er bietet eine fantastische Aussicht über das Taubertal bis hin zum Topplerschlösschen. Besonders gut hat mir die Aussicht bei dem weniger romantischen Sonnenuntergang (Wolken…) gefallen.

RothenburgMuseum

Das RothenburgMuseum hat mir persönlich überraschend gut gefallen: kaum Eintritt (jedenfalls im Verhältnis zum Kriminalmuseum), kaum Besucher, aber viel zu sehen. Im ehemaligen Dominikanerinnenkloster zeigt es eine Klosterküche aus dem 13. Jahrhundert (älteste erhaltene in Deutschland), Kurfürstenhumpen, die Rothenburger Passion, aber auch Waffen, Fayencen und Zinn.

Im Lichthof des Rathaus befindet sich zudem der Eingang zum Historiengewölbe mit Staatsverlies, welches die Stadt während des 30-jährigen Krieges zeigt. Leider hatte ich hier Pech und das Museum war geschlossen.

Mittelalterliches Kriminalmuseum

Die ehemalige Johanniter-Komturei aus dem Jahr 1396 beherbergt das Mittelalterliche Kriminalmuseum. Das Museum zeigt eindrucksvoll die Lebens- und Rechtsverhältnisse vergangener Zeit. In über 130 Vitrinen sind knapp 2000 Exponate aus über tausend Jahre Rechtsgeschichte zu sehen. Beispiele hierfür sind Schandmasken, Halsgeigen, aber auch eine Eselsbank für ungezogene Schüler. Im Bild zu sehen ist der Käfig der Bäckertaufe. Bäcker wurden damit ins Wasser getaucht, wenn sie bei den Zutaten einst schummelten.

Das Plönlein

Das Plönlein in der Unteren Schmiedgasse ist das wohl bekannteste Fotomotiv in Rothenburg ob der Tauber. Plönlein heißt etwa kleiner Platz am Brunnen. Damit ist alles rundherum (kleine krumme gelbe Fachwerkhaus, Brunnen, Türme der alten Stadtmauer, etc.) gemeint. Selbst Anfang Januar war hier einiges los. Der Sieberturm links führt ins Spitalviertel. Der rechte Turm, Turm des Kobolzellers, aus dem Jahr 1360 führt ins Taubertal.

Spitalviertel

Wer vom Parkplatz P1 kommt, gelangt über drei Sehenswürdigkeiten in das Spitalviertel: Spitaltor, Spitalbastei und die gedeckte Brücke. Das Spitaltor begrüßt mit den Worten Pax intrantibus, salus exeuntibus (Friede den Eintretenden, heil den Hinausgehenden), welche beim Flughafen Haneda (Tokio) übernommen wurden. Die Brücke passierte ich auf dem Spaziergang um Rothenburg.

Kleiner Spaziergang im Taubertal um Rothenburg

Für den zweiten und damit einzigen vollen Tag entschied ich mich für einen kleinen Spaziergang. Hierfür ging es entlang des Turmweges zur Spitalbastei. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der Eingang zum Wildbad. Eine Treppe führt hinunter zum Pavillon und zum ehemaligen Kurhaus. Doch zunächst wollte ich einen kurzen Abstecher flussaufwärts machen.

Erste Mühlen

An der Tauber entlang führt der Tauber-Mühlenweg, bestehend aus den Abschnitten Oberer Mühlenweg, Rothenburger Mühlenweg und Unterer Mühlenweg. Flußaufwärts stehen die Gipsmühle und die Schmelzmühle. Die Schmelzmühle wurde 1333 als Leysen-Mühle urkundlich erwähnt und 1471 zur Schmelzmühle umgewandelt. Zeitweise gehörte sie zum Wildbad, ist seit dem 1. Weltkrieg außer Betrieb und ist heutzutage im Privatbesitz und wird als Wohnhaus genutzt. Entsprechend kann man sie nur von außen betrachten. Näher am Wildbad liegt die Gipsmühle, die im 18. Jahrhundert geplant wurde. Der Kern stammt jedoch bereits aus dem 16. Jahrhundert. Im Gegensatz zur Schmelzmühle gehört sie nach mehreren Verkäufen wieder zum Areal des Wildbades.

Wildbad

Im 14. Jahrhundert ließ Bürgermeister Heinrich Toppler hier ein Bad errichten. 1894 verkaufte die Stadt das Wildbad an den Gögginger Orthopäden Friedrich von Hessing. Dieser ließ das Wildbad in der heutigen Form errichten, damit seine Patienten sich im Kurhaus am Ufer der Tauber erholen können. Die evangelische Tagungsstätte Wildbad hat auch einen Hotelbetrieb. Im Bild sind die Arkaden zu sehen. Zusätzlich kann man als Gast die historische Holzbahn zum Kegeln nutzen.

Weitere Mühlen

Von den Arkaden aus kann man einen Blick auf die Schwabenmühle erhaschen. Die Schwabenmühle war eine Getreide- und eine Sägemühle aus dem 14. Jahrhundert. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Mühle mehrmals umgebaut und dient nun als Wohnhaus. Dem Taubertalweg bzw. einem Fußweg auf dem Hügel folgend sieht man anschließend die Eselsbrücke und die Steinmühle. Die Steinmühle war eine bäuerliche Mühle aus dem 12. Jahrhundert und gilt damit als die älteste Mühle Rothenburgs. 1650 wurde sie um eine freistehende Sägemühle erweitert. Um 1920 erfolgte die Modernisierung zur Kunstmühle, die bis 1980 in Betrieb war. Ebenso wie die anderen bisher beschriebenen Mühlen ist sie heutzutage bewohnt.

Doppelbrücke und erneut Mühlen

Nach dem Teil Taubertalweges bzw. Hügelweges ging es für mich hinunter zur steinernen Doppelbrücke. Die Brücke aus Muschelkalk besteht aus zwei aufeinander folgenden Bogenreihen. Die ursprüngliche Brücke wurde wohl 1330 errichtet und diente als Zollbrücke der Handelsstraße von Augsburg nach Würzburg. Die Einnahmen sorgten u.a. für den Reichtum der Stadt. 1945 wurde sie von der deutschen Wehrmacht gesprengt und nach dem Krieg rekonstruiert. Von der Doppelbrücke hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt. Mir gefielen die Kirche Unsere Liebe Frau zu Kobolzell und die Herrnmühle im Vordergrund sehr gut dazu. Die Herrnmühle war eine Getreide-Öl und Lochmühle aus dem 14. Jahrhundert (Hagermühle), die im Lauf der Zeit erweitert wurde. Als Getreidemühle war die Herrnmühle bis 1970 in Betrieb. Mittlerweile wird sie als Wohnhaus und Pension genutzt. Kurz vor der Lukasrödermühle ging ich den Hügel hoch, wo das Bild entstand. Diese Mühle war eine Getreide- und Ölmühle mit dem ursprünglichen Namen Hasmühle.

Topplerschlösschen und eine abschließende Mühle

An der Spendertafel Lehrbienenstand machte ich einen kurzen Abstecher zu den Rothenburger Hochzeitsbäumchen, um dann über die Fuchssteige zum Topplerschlösschen und zur Fuchsmühle zu gelangen. Das 1388 vom Bürgermeister Heinrich Toppler erbaute Topplerschlösschen ist ein spätmittelalterlicher Wohnturm, der nach Absprache (zumindest als ich da war) besichtigt werden kann. Die Fuchsmühle wurde im 14. Jahrhundert gebaut und erst 1989 stillgelegt. Über die Eselssteige gelangte ich in den Burggarten und damit wieder in die Altstadt von Rothenburg ob der Tauber.

Kulinarisch

Schneeballen

Schneeballen ist eine etwa faustgroße runde Süßigkeit aus frittiertem Mürbeteig mit Puderzucker. Wahlweise kann sie mit weiteren Sachen, wie Creme oder Schokolade, gefüllt oder überzogen sein. Ich war zugegeben etwas skeptisch, denn die einzige Schneeballen, die ich vorher probierte, schmeckte mir überhaupt nicht. Bei der Bäckerei Striffler kaufte ich mir eine gemischte Tüte mit kleinen Schneeballen, die ich während des Aufenthalts naschte. Später gönnte ich mir zudem einen großen mit Nugat gefüllten Ballen bei Diller. Meine Lieblingssüßigkeit werden die Schneeballen nicht, aber der Aufenthalt hat mich etwas mit dem ersten Ballen ausgesöhnt.

Don Gallo

Ursprünglich wollte ich in eines der fränkischen Restaurants gehen, jedoch hatten so kurz nach Silvester einige Betriebsferien und die restlichen waren Großteils voll. Beim Spaziergang durch die Altstadt kam ich am mexikanischen Restaurant Don Gallo vorbei. Als ich Nopales (Nopales Gratinados con Arroz, also Kaktusblätter mit Bohnenmus und Käse gratiniert, dazu Tomatenreis, Guacamole und Salsa) auf der Karte fand, musste ich einfach hinein. Nach Belieben konnte man mit Chili nachwürzen und die Paste ist wirklich scharf. Insgesamt hat mir der Besuch sehr gut gefallen und im Verlauf füllte sich das Restaurant auch.

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