Im Frühsommer verschlug es mich für wenige Tage nach Heilbronn. Vor zig Jahren war ich schon einmal in Heilbronn und fand die Stadt grau. Entsprechend gespannt war ich, ob sie mir diesmal besser gefallen würde. Um es vorweg zu nehmen: teilweise. Aber eines nach dem anderen. Heilbronn am Neckar hat etwa 125.000 Einwohner und liegt in Baden-Württemberg. Am 4. Dezember 1944 wurden fast alle Gebäude der Altstadt bei einem Luftangriff zerstört. Beim Wiederaufbau wurde es leider grauer. Aber ich habe in und um Heilbronn ein paar schöne Ecken entdeckt.
Wartberg
Nach der Anreise und dem vielen Sitzen liebe ich es, zu gehen. Was bietet sich besseres an als ein kleiner Berg nach einer Innenstadtrunde? Gesagt getan. Der Weg auf den Wartberg (etwa 310 m), der ursprünglich Nordberg genannt wurde, verläuft entlang der Weinberge. Leider kam ich nur wenige Minuten zu spät an, um den Turm auf dem Wartberg noch besteigen zu können. Aber auch ohne Turm ist die Aussicht von hier aus traumhaft. Auf dem Wartberg befindet sich eine Gaststätte, deren Ursprünge um das Jahr 1760 liegen. Goethe soll angeblich an seinem 48. Geburtstag auf dem Wartberg gewesen sein.
WeinVilla-Pavillion an der Neckarbühne und Neckarpark
Auf der Suche nach etwas zu Essen landete ich nach dem Rundweg beim Weinpavillion – und damit bei Maultaschen (Knusprige Winzertasche) und Wein. Während meiner Stuttgarter Zeit trank ich ab und an Wein aus Heilbronn, wodurch sich wieder ein Kreis schloss. Vom Weinpavillion es nicht weit zum Neckaruferpark auf dem ehemaligen BUGA-Gelände, der sich als Ort für einen Verdauungsspaziergang anbot.
Burgruine Weibertreu in Weinsberg
Allgemein liebe ich nach langem Sitzen mich zu bewegen. Der nächste Hügel, der mir auf der Landkarte ins Auge sprang, war der Weibertreu (272 m). Die Burgruine Weibertreu befindet sich in Weinsberg und wurde 1140 durch die treuen Weiber bekannt. Weinsberg gehörte 100 Jahre lang zum römischen Imperium. In dieser Zeit wurde der Weibertreu schon genutzt. Zusätzlich kann man heutzutage noch einen römischen Gutshof mit Bad besichtigen. Vermutlich um das Jahr 1000 wurde die Reichsburg errichtet. Laut Kölner Königschronik retteten die Ehefrauen und weiteren Weiber ihre Mannen nach einer Belagerung, indem sie sie huckepack nahmen. Um 1200 wurde die Burg wohl zu einer klassischen Wehranlage und Wohnburg ausgebaut. Im Jahr 1240 ist eine Ansiedlung am Fuß des Burgbergs dokumentiert. Bis 1450 war die Burg Wohnsitz der Herren von Weinsberg. 1525 wurde die Burg im Bauernkrieg erobert und abgebrannt. Zusätzlich wurden einige Adelige getötet (Weinsberger Blutostern). Im 17. Jahrhundert wurde begonnen, die Burg zur Festungsanlage für Feuerwaffen auszubauen. Anschließend verfiel sie immer mehr und wurde als Steinquelle genutzt. Justinus Kerner verhinderte mit sechs Damen der Weinsberger Honoratiorenschicht den weiteren Verfall. Während nur 30 Prozent der Altstadt den 2. Weltkrieg heil überstanden, wurde die Burg kaum in Mitleidenschaft gezogen. Man kann ein kleines Stück auf der Burgmauer gehen, es gibt kleinere Ausstellungsräume und eine Liegewiese. Was mir am besten gefiel war allerdings die Aussicht.
Bad Wimpfen
Die Kurstadt Bad Wimpfen liegt nördlich von Heilbronn und kann bequem mit der Bahn erreicht werden. Die Altstadt von Wimpfen am Berg liegt, genau, auf einem Hügel am Ufer des Neckars und wird von der Silhouette der größten Stauferpfalz nördlich der Alpen überragt. Die Gegend um Bad Wimpfen wurde bereits von den Kelten besiedelt. Dies setzte sich unter den Römern fort. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Wimpfen 829 als Besitz der Bischöfe von Worms. Nach der Zerstörung durch die Hunnen wurde die Stadt und die Stiftskirche St. Peter wiederaufgebaut und erhielt 965 das Marktrecht. Der hauptsächlich interessante Ort Wimpfen am Berg entwickelte sich erst in der Stauferzeit. 1182 wurde die Kaiserpfalz von Friedrich Barbarossa gegründet. Im Dreißigjährigen Krieg kam es nach der Schlacht bei Wimpfen zu weiteren Plünderungen und Seuchen. In der Folge ging es mit Wimpfen bergab – bis in der Nähe Salz gefunden wurde. Seit 1930 darf sich Wimpfen als Bad Wimpfen bezeichnen.
Genug Geschichte. Mich interessierte besonders die Stauferpfalz, aber auch allgemein die Häuser. Das ehemalige Burgviertel wurde in die mittelalterliche Stadt integriert und während den Öffnungszeiten kann man sowohl den Roten als auch den Blauen Turm besteigen. Ich entschied mich für den Blauen Turm. Von dort ist auch das Foto oben aufgenommen, welches Richtung Wimpfen im Tal zeigt. Aus der Stauferzeit sieht man noch das Palas, die Pfalzkapelle und ein paar Häuser bzw. Schwibbögen. Die evangelische Stadtkirche fand ich neben ein paar Gässchen besonders schön.
Wenn es Wimpfen am Berg gibt, gibt es auch ein Wimpfen im Tal. Hier liegen der Talmarkt (siehe Marktrecht) und das ehemalige Ritterstift St. Peter. Besonders gut gefiel mir der Blick zu Wimpfen am Berg.
Technikmuseum Sinsheim
Das Technikmuseum Sinsheim reizte mich schon zu der Zeit als ich noch in Stuttgart arbeitete. Daher war ein Besuch diesmal gesetzt. Von Heilbronn gelangt man mit der Bahn ebenso nach Sinsheim. Ich hatte Glück und sah zudem Oldtimer. Was gibt es sonst zu sehen? Wie man auf dem Bild unschwer erkennen kann, Flugzeuge. In einige, wie die Concorde, Tupolev TU-144 und das Löschflugzeug Canadair CL-215 kann man auch hineinsteigen. Ansonsten sieht man sehr viele Fahrzeuge (American Dream Cars, Oldtimer, Motorsport, Motorräder, etc.), landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge, Militärgeschichte und Musikinstrumente. Zusätzlich kann man im IMAX Filme sehen. So kann man leicht einen Tag dort verbringen. Mein Eindruck war trotz so viel Technik etwas zwiegespalten. Der Eintrittspreis ist fair, allerdings darf man für viele Kleinigkeiten nochmals eine Münze einwerfen. Hierfür steht im Eingangsbereich extra ein Wechselautomat. So zahlt man schnell deutlich mehr, jedoch würden vielleicht auch einige bei einem höheren Eintrittspreis nicht ins Museum finden.