Vor einiger Zeit ging es auf eine kurze Lapplandtour. Genauer gesagt starteten wir in Tampere, Südfinnland, mit dem Auto und fuhren über Rovaniemi kurz nach Norwegen, um dann über Schweden und einer Fähre zurück zu kommen. Mich faszinierte während der Tour die Landschaft. Wie krüppelig manche Bäume waren! Und wie klein! Die ersten Rentiere hielten wir für Betrunkene und Elche sah ich zumindest im Elchpark, aber eins nach dem anderen.
Route
Mittlerweile empfinde ich die Route als Wahnsinn, aber damals wollten wir das unbedingt machen. Natürlich blieb in Anbetracht der kurzen Zeit häufig nicht genug Freizeit, um mehr zu sehen.
- 1. Tag: von Tampere über Jyväskylä nach Oulu
- 2. Tag: von Oulu über Kemi, Tornio und der Nachbarstadt Haparanda nach Rovaniemi
- 3. Tag: Ranua Zoo und Weihnachtsdorf
- 4. Tag: Martiini Fabrikverkauf, über Kittilä nach Muonio
- 5. Tag: von Muonio nach Kilpisjärvi
- 6. Tag: von Kilpisjärvi über Skibotn (Norwegen) nach Kiruna (Schweden)
- 7. Tag: von Kiruna über einen Elchpark nach Luleå
- 8. Tag: Kirchenstadt und Wasserfall
- 9. Tag: von Luleå nach Umeå, mit der Fähre nach Vasa, von dort mit dem Auto nach Tampere
1. Tag: von Tampere über Jyväskylä nach Oulu
Bereits vor Jyväskylä fielen uns die vielen Seen auf. Sonst, wenn man in Südfinnland unterwegs ist, sieht man Wald, Wald, Wiese, Haus, See, Wald,… Hier ist es eher See, See, Insel, See, Wald, Wald, Haus. Kein Wunder, denn die Stadt liegt am Rande des Seengebietes. Jyväskylä liegt am Nordufer des Päijänne-Sees in Westfinnland. Sie ist Geburts- und Wirkungsstätte des berühmtesten finnischen Architektes Alvar Aalto. Vielleicht habt ihr ja schon die Aalto-Vasen von Iittala gesehen. Neben der Uni befinden sich unzählige weitere Werke von Aalto rund um die Stadt oder im Stadtzentrum. Daneben hat Jyväskylä noch einzelne alte Holzhäuser in der kleinen Altstadt. Hier legten wir eine kurze Pause ein, bevor es weiter nach Oulu ging.
Oulu ist die Hauptstadt der Provinz Oulu. Oulu war früher berühmt für Lachs und Holzteer. Inzwischen liegt der Fokus eindeutig auf Hightech und IT. Der Marktplatz ist eine der großen Sehenswürdigkeiten mit den alten roten Hüttchen und der Statue Toripolliisi in Form eines Polizisten. Nachdem wir in unserer Unterkunft waren, schauten wir uns den Marktplatz und den Polizisten an. Bei einem kleinen Spaziergang entdeckten wir weitere Statuen und Figuren, bevor wir uns auf eine Pizzaria einigten, in der ich Rentierpizza probierte. In einem Café musste ich mich anschließend Tervasnapsi versuchen. Der Holzteerlikör schmeckt wie Geräuchertes.
2. Tag: von Oulu über Kemi, Tornio und der Nachbarstadt Haparanda nach Rovaniemi
Wenn wir schon auf dem Weg von Oulu auf Rovaniemi sind, wollten wir uns unbedingt den Eisbrecher Sampo bei Kemi anschauen. Im Winter kann man eine 4-stündige Fahrt an Board der Sampo machen. Im Sommer sind Besichtigungstouren im Schiff möglich. Sampo wird inzwischen nur noch für Touris verwendet und ist somit der einzige seiner Art. Wir hatten das Glück, dass wir kurz nach einer russischen Reisegruppe eintrafen und der Kapitän des Schiffs kurzerhand mit dem Reiseleiter sprach und wir kostenlos eine Führung mitmachen durften. Der Eisbrecher ist finde ich definitiv einen Stopp wert.
Tornio und Haparanda sind Nachbarstädte, nur durch Brücken und einen Fluss getrennt und trotzdem in zwei verschiedenen Ländern: Finnland und Schweden. Eigentlich auf der Suche nach einem Parkplatz landeten wir glatt in Haparanda. Ikea war nicht weit und somit war unser Mittagessen gesichert. Das ist übrigens der nördlichste Ikea der Welt. Nach einer Stärkung gings zurück nach Finnland. Tornio ist die älteste Stadt Lapplands und war zudem der Standort der Brauerei Lapin Kulta, die es inzwischen nicht mehr gibt. Interessant fanden wir die orthodoxe Kirche und eine weiße Kirche mit einer Gedanktafel. Hier sieht man erst einmal, wo überall deutsche Soldaten während des zweiten Weltkriegs waren. Nördlich von Tornio kann man, wenn man Zeit hat, Lachs fischen gehen.
Rovaniemi
Wir hatten wenig Zeit und wollten noch vor Anbruch der Dunkelheit unsere Unterkunft in Rovaniemi erreichen. Das Tor zum Norden ist die wichtigste und größte Stadt im finnischen Teil Lapplands. Sie ist ein idealer Ausgangspunkt für Touren nach Lappland, zumal sie gut angebunden ist. Rovaniemi liegt etwa acht Kilometer südlich des Polarkreises. Direkt am Polarkreis befindet sich ein touristisches, aber trotzdem schönes Weihnachtsdorf.
Als sich die deutschen Truppen aus der Stadt zurückzogen, zerstörten sie Rovaniemi komplett. Bis auf das alte Bahnhofsgebäude steht kein einziges altes Haus mehr. Folglich wurde die Stadt mit weniger schmeichelhaften Betonbauten wiederaufgebaut. Witzig fand ich den Hauptplatz der Stadt: Lordi-Platz. Erinnert ihr euch an den ESC-Schreck, über dessen Sieg ich mich übrigens riesig freute? In der Nähe befindet sich ein Kino, in dem auch englischsprachige Filme laufen, und der nördlichste Mc Donalds der Welt.
In und um Rovaniemi schauten wir uns vier Sehenswürdigkeiten an: Arktikum, das Weihnachtsdorf, den Ranua Zoo und den Martiini-Fabrikverkauf. Arktikum ist ein interessantes und informatives Museum über das Leben im Norden, Sami und deren Kunst. Selbst ein zweiter Besuch hat mich erneut begeistert. Das Weihnachtsdorf liegt direkt am Polarkreis und ist damit ein beliebtes Fotomotiv. Die Hütten sind stark touristisch, allerdings schaut alles heimelig aus und man kann das ein oder andere Mitbringsel finden. Ranua Zoo ist ein beliebtes Ziel bei Touris. Hier werden Bewohner des Nordens in weiten Gehegen gehalten. Der Martiini-Messer-Fabrikverkauf kann sich durchaus lohnen und von meinen beiden Messern bin ich begeistert.
Nicht weit von Rovaniemi entfernt befindet sich eine Amethystmine, die man besichtigen kann – nur leider fehlte die Zeit.
4. Tag: von Rovaniemi über Kittilä nach Muonio
Über diese Strecke kann ich wenig erklärendes Schreiben. In einem Laden fanden wir ein kleines Museum im Obergeschoss. Bei Kittilä befindet sich ein in Finnland beliebtes Ski- und Langlaufgebiet. Während der Fahrt faszinierte mich die Landschaft.
5. Tag: von Muonio nach Kilpisjärvi
Die Landschaft war für mich auf dieser Strecke wieder das Highlight schlechthin. Kilpisjärvi ist ein kleines Dorf in Enontekiö, am nordwestlichen Arm von Finnland. Wer sich für Geologie begeistern kann, wird hier ein gutes Ziel haben. Altes finnisches Gestein traf hier auf junge skandinavische Berge. Die letzte Schlacht des Lapplandkrieges wurde hier 1945 ausgefochten. In Kilpisjärvi hatten wir ein Holzhaus mit Sauna gebucht, was die beste Unterkunft während der Reise war. Hier kann man im Winter Snowmobil fahren, Skisport betreiben oder im Sommer wandern.
6. Tag: von Kilpisjärvi über Skibotn (Norwegen) nach Kiruna (Schweden)
Knapp nördlich von Kilpisjärvi liegt die Grenze zu Norwegen und nicht weit davon entfernt ist der Three Border Point (Kolmen valtakunnan rajapyykki auf Finnisch, Treriksröset in Schwedisch, Treriksrøysa in Norwegisch). Zumindest den Grenzstein zu Norwegen mussten wir fotografieren. Während wir um Rovaniemi rum schon die ersten Rentiere sahen, begegneten wir den Tieren nun am laufenden Band.
Das nächste Ziel war Skibotn, am Lyngenfjord gelegen, um zumindest einen Fjord zu sehen. Skibotn war ein traditioneller Treffpunkt von Norwegern, Sami und Kven, insbesondere während des jährlichen Marktes. Über den berühmten Abiskonationalpark ging es nach Kiruna, unserem nächsten Halt.
Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass Kiruna als gesamtes Dorf auf Grund der Minen verlegt wird. Kiruna beherbergt die größte unterirdische Mine (Eisen) der Welt. Teile der Minen reichen unter die Stadt. Zur Sicherheit werden neue Häuser außerhalb des Zentrums, auf sicherem Boden gebaut. Die Kirche von Kiruna ist eine der größten Holzkirchen Schwedens, gebaut in einer Zeltform. Besonders finde ich auch die Farbe: rot. Das kleine Museum über die Sami-Kultur besuchten wir ebenfalls. Für die Mine blieb leider nicht genug Zeit.
7. Tag: von Kiruna über einen Elchpark nach Luleå
Nachdem wir leider Pech hatten und nie einen Elch in freier Wildbahn beobachten konnten, schlugen wir den Weg ein zum Virum Elk Park, einem Park, wo junge Elche aufgepeppelt werden, die man auf geführten Touren dann auch sehen kann. Die vielen Informationen haben mich umgehaun.
Die nächsten beiden Nächte blieben wir in Luleå, was auch Lule genannt wird. Lule befindet sich am Lule Fluss am Bottnischen Meerbusen. Die Stadt wurde im späten 19. Jahrhundert, nachdem sie fast vollständig abgebrannt war,wiederaufgebaut. Besonders gut gefiel mir der Dom zu Luleå. Relevant ist Lule vor allem wegen Gammelstad. Die alte Stadt ist ein altes Kirchendorf und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Die in der Mitte stehende Steinkirche aus dem frühen 15. Jahrhundert ist umgeben von 408 Hütten, die gebaut wurden, um die Kirchenbesucher aus der Umgebung zu beherbergen. Nachdem sich das Land erhob, konnte der Hafen nicht mehr genutzt werden und die Stadt Lule wurde näher an der Ostsee erbaut. Leider konnte ich nicht alle Mitreisenden überreden in das Restaurant der Kirchenstadt zu gehen. Hier wollte ich eigentlich Bär probieren.
Während mich der Wasserfall Storforsen, der grob zwischen Luleå und Umeå liegt, weniger beeindruckte, fand ich den Spaziergang außen herum angenehm. Das Gebiet der Stromschnellen ist ein Naturreservat, das durch Wege und Holzstege – besonders interessant – gut erschlossen ist. Im Naturreservat befindet sich auch ein Waldarbeitermuseum, für das wir wieder einmal zu wenig Zeit hatten.
In Umeå waren wir nur am Hafen. Zum Glück konnte ich mir die Stadt ein andermal anschauen (Bericht). Die Fähre von Umeå nach Vasa ist bekannt für den Alkoholkonsum – solange der Seegang nicht zu heftig ist.
2 Kommentare
Hallo Daniela,
eine tolle Tour hast du da unternommen. Diese animiert mich zum nachmachen, da Finnland ausserdem das einzige der skandinavischen Länder ist, welches ich noch nicht besucht habe und so weit im Norden war ich auch noch nicht (Marttiini-Messer habe ich aber trotzdem :-))
Wie siehts denn mit den gefürchteten Mückenschwärmen dort oben und zu deiner Reisezeit aus?
Interessanter Blog und den Patty Melt teste ich am Wochenende aus.
Gruss aus Hessen,
Martin G
Hallo Martin,
freut mich, dass dir die Tour gefällt.
Im Herbst waren kaum noch Mücken unterwegs. Im Sommer könntest du dagegen Pech haben.
Viele Grüße,
Daniela