Vor kurzem war ich zweimal unterwegs, und zwar auf unterschiedlichen Kontinenten: Australien und Miami. Nachdem Miami kürzer und zuletzt war, fang ich mal lieber damit an. In Miami war ich beruflich, aber hab mir noch 3 private Tage dort gegönnt. Wenn ich schon mal da bin, muss das genutzt werden. Wie auch im letzten Jahr fing die Konferenz freundlicherweise an einem Sonntag an, also Anreise an einem Samstag.
Einer der Projektkollegen schrieb mich an, ob wir gemeinsam am ersten Abend was Essen gehen. Joa, klar, warum nicht. Zunächst schauten wir uns allerdings die Wynwood Gallery und die Graffitis drum herum an. Die beschreibe ich morgen zusammen mit ein paar Ausflugstipps. Ich hab, genauso wie paar andere Teilnehmer, im Vorhinein etwas recherchiert und Pollos & Jarras war ganz oben auf der Liste. Pollos & Jarras ist ein kleines, zweistöckiges peruanisches Restaurant, in dem die Bedienung zum Glück neben Spanisch auch Englisch spricht. Bevor wir bestellen konnten, gab es gleich mal eine kleine Suppe zum Einstieg. Aquadito de pollo ist eine leicht scharfe Suppe, basierend auf langem Koriander, Gemüse, Reis und Chilis. Sehr lecker! Wir wählten dazu ein dunkles peruanisches Bier namens Cusquena, welches ich nur empfehlen kann.
Das hier sind übrigens die Saucen, die es zu meinen Ceviche gab. Wir haben sie auch zusammen mit Pommes probiert und die Kombi schmeckt ebenso. Pucusana, eine gelbe Paprikacreme, Anconero, eine Aji Limo Reduktion aus dem Norden, Rojiblanco, eine Virgin Cream and Rocoto Pepper Cream, sowie eine Crema die Pisco. Die zitronige Sauce fand ich fast am besten, gefolgt von den beiden leicht scharfen Varianten. Ned übel!
Der Projektkollege hatte Hähnchen in einer würzigen Sauce. Das könnte Nuestra internacional pollada gewesen sein. Er war sehr begeistert von seinem Essen und als ich probierte, schmeckte es mir auch gut. Dazu konnte man sich zwei Beilagen aussuchen. In seinem Fall wurden es Reis und Pommes.
Ceviche gabs in mehreren Varianten. Nur Fisch, Spezialitäten, wie Tintenfisch, und gemischt. Genau das letztere habe ich gewählt. Die Ceviche konnte man entweder säuerlich und cremig bestellen. Ich wählte sie säuerliche Variante. Dazu gabs Zwiebeln, Bohnen, geröstete Pinienkerne oder was auch immer das war, und bisserl Gemüse. Leckerst!
Insgesamt bin ich begeistert. Schnelle, freundliche, aufmerksame Bedienung, die auch alles erklärt, wenn man Fragen hat, leckeres Essen und gutes Bier. Die Cocktails am Nebentisch sahen ebenfalls köstlich aus. Preislich ist es etwas teurer, aber noch im Rahmen.
Am zweiten Abend gings nach einer Besprechung an der Poolbar (Hotelbar war belegt und wir wollten nicht mehr in den tiefgekühlten Räumen hocken) zusammen mit paar Projektkollegen zum Burger & Beer Joint. Das ist eine Burger-Kette in Miami, die ziemlich gute Burger und Craftbiere ausschenkt. Klar, die übliche leicht alkoholisierte Limo namens Bier bekommt man auch, aber das war nicht unser Fall. Leider weiß ich nicht mehr, was die anderen am Tisch bestellten, daher beschränkt sich die Beschreibung auf mein Gedeck: Wynwood Pale Ale und ein Wild Thing Burger. Wynwood ist ein Viertel in Miami in der Nähe von Downtown mit eigener Craft Bier Brauerei mit gleichem Namen. Das Pale Ale schmeckte angenehm erfrischend. Nun zum Wild Thing: die Auswahl an Burgern war riesig und man konnte noch Käse, Buns etc. auch austauschen oder einen Belag hinzunehmen. Ich nahm das Wild Thing so wie es in der Karte stand: 1/2 lb. bison burger, tomato jam, bleu cheese, brioche bun. Genau auf das Bison hatte ich es aus. Der Blauschimmelkäse war fast zu dominant in der Kombi, weil große Menge, aber trotzdem passte es noch zusammen. Das Bison war nicht ganz durch, so wie es sich für einen guten Burger gehört. Keine schlechte Wahl!
Den anderen am Tisch hats auch sichtlich geschmeckt, aber danach war auch jeder gut satt. Insgesamt ebenfalls eine Empfehlung! Während die anderen brav zurück ins Hotel schauten, gingen ein Holländer und ich noch zum Whole Foods Market. Die Lebensmittel da drin sind definitiv nicht billig, aber gut, häufig Bio oder zumindest gesünder als der amerikanische Durchschnitt. Mit anderen Worten: man hat die Teilnehmer der Konferenz hier fast in größerer Anzahl gefunden als sonst wo. Neben dem lokalen Bier, was ich auch noch beschreiben werde, hab ich u.a. eine Guave und massig Bananen probiert. Das fertige Essen und die Desserts waren angeblich bis auf eine Ausnahme auch alle gut.
Am letzten Tag der Konferenz hatten wir irgendwann nachmittags frei. Ein Projektkollege und ich schauten zum Little Havana. Das kubanische Viertel um die Calle 8 ist berühmt für das Essen. Das wollte ich sehen – und ein wenig Hunger hatte ich auch.
Am besten fand ich Azucar, eine kleine, aber nette Eisdiele mit einer großen Auswahl.
Wer kann sich bei der Auswahl entscheiden? Entsprechend lange standen wir vor der Theke. Zum Glück gabs einige Erklärungen und Probierlöffel, um sicherzugehen, dass unser gekauftes Eis auch wirklich schmeckt.
Mamey mussten wir vorab im Probierlöffel probieren. Mamey ist eine große Sapote, die wie eine Mischung aus Pfirsich und Süßkartoffel bzw. Kürbis schmeckt. Anscheinend mag oder hasst man Mamey; etwas dazwischen soll es nicht geben. Bei mir schlug das Pendel zu mag aus.
Bei mir wurden es Mamey (ganz unten), Guave (rechts oben) und Abuela Maria, einer Kombi aus Vanilleeis und ich glaube Guavenfrucht. Das Eis war eindeutig lecker! Mein Begleiter hatte u.a. Kokos, irgendwelche Beeren und etwas mit Schoko, was in der Kombi ebenfalls vorzüglich war laut seiner Aussage.
Ohne Fotos, aber was man unbedingt in Miami probieren sollte, ist kubanischer Kaffee. Warum? Endlich vernünftig starker Kaffee! Und das ohne, dass es so pappsüß wie beim Starbucks ist (ok, Espresso süßen sie nicht, Feststellung. Auch den Flat White kann man trinken). Das andere muss ist ein kubanisches Sandwich. Eigentlich haben wir den Klassiker bestellt, bekamen aber dann die Superior-Version. Also der Klassiger besteht aus Schweizer Käse, Schinken, Senf, Essiggurken, während unsere Variante Salat und Tomaten hatte. Nicht schlecht, aber das nächste Mal hoffe ich auf den Klassiker – bzw. mach ihn mir daheim selber.
Eigentlich wollten wir kein Bier trinken, aber nachdem wir Hatuey, ein kubanisches, sahen, musste je eines für uns sein. Passend zu heißen Temperaturen und geschmacklich nicht mal schlecht. Einzig der Styroporbecher nervte etwas.
Ansonsten fand ich Little Havana ned so gut, wie es hochgelobt wird. Klar, man kann kubanisch essen, man hat viele kleine bunten Häuser, aber in 1-2 Stunden ist das finde ich auch fast langweilig.
Zurück zum Hotels gings etwas schneller, nachdem uns ein Gewitter im Nacken saß. Abends wurde wieder kubanisch gegessen, allerdings in einem der Havana 1957 Restaurants, in dem wir schon wieder andere Teilnehmer der Konferenz trafen. Anscheinend hatte nicht nur ich dieses Restaurant auf der Liste. Die Einrichtung sagte uns schon zu. Es soll so ausschauen wie in den 50er Jahren in Kuba. Dazu gabs authentische Musik und einen Kellner, der Englisch mit Akzent sprach und wie fast zu vermuten war, ein kubanischer Auswanderer war.
Praktisch ist die Mojito Happy Hour, die wir ausnutzten. Neben dem klassischen Mojito gibts auch lustige Varianten, wie South Beach mit Zuckerrohrsirup und Bacaradi Limon, den ich wählte, und fruchtige Mischungen. Die Rumauswahl ist gigantisch, aber es gibt auch andere lustige Dinge wie Cubanada, einem Biermischgetränk mit Limettensaft und Clamato, einem Tomatensaftgetränk.
Beim Essen hielten wir uns an Fleisch. Ich entscheid mich für Palomilla a la Plancha, einem dünnen gegrillten Rindersteak, mit einigen Zwiebeln, Mojo, Moro-Reis und gekochte Yuka mit Mojo. Vom Fleisch war ich begeistert: dünn, aber saftig, gut gewürzt, aber ned zu stark und gutes Fleisch. Yuka fand ich interessant, aber haute mich nicht vom Hocker. Der Reis gefiel mir dafür umso besser; er wird zusammen mit schwarzen Bohnen gekocht und bildet dadurch eine lustige Masse.
Das Restaurant ist auch die letzte Empfehlung für Miami. Kubanisches Essen in einem gepflegten Restaurant mit leckeren Getränken und preislich in Ordnung. Morgen gehts weiter mit den Ausflügen, bevor ich mit den Bieren abschließe.