Speyside, auch Strathspey genannt, ist die Gegend um den Fluss Spey im Nordosten von Schottland. Die Gegend ist durch die meisten Destillerien in Schottland bekannt für Single Malt Whisky. Zudem sind hier viele Mälzereien und andere Zulieferer. Wichtige Whiskyorte sind Rothes und Dufftown. Der Whisky der Speyside ist meist eher fein und weniger torfig. Zugleich grenzt die Gegend an den Cairngorms Nationalpark. In der Nähe des Flusses verläuft ein Fernwanderweg namens Speyside Walk. Genau den habe ich mir ausgesucht.
Anreise nach Buckie
Von Inverness ging es mit Zug und Bus nach Buckie, meinem Startpunkt. Da ich noch früh genug dran war, besichtige ich das kostenlose Buckie and District Fishing Heritage Centre. 1913 besaß Buckie die größte Flotte in ganz Schottland. Auch heute ist der Hafen noch wichtig für den Ort. Das Museum ist zwar vollgestopft, aber interessant und die älteren Einheimischen stehen für Fragen zur Verfügung. Anschließend ging ich am Moray Coast Trail Richtung Portknockie. Das Stück des Weges hat mir gut gefallen. Zwar waren einige andere Leute unterwegs, aber der schmale Weg lag landschaftlich schön und mit Glück kann man Wale und Delfine beobachten. Manche Wegalternativen laden zum Klettern ein. Zudem kommt man an einigen Stränden vorbei, vorausgesetzt man hat Badesachen dabei (ich hatte zu dem Zeitpunkt mein Gepäck immer noch nicht). Essensempfehlung für alle, die gerne indisch-scharf essen: Bengal Brasserie Buckie.
Tag 1: Buckie nach Fochabers
Der folgende Tag führte mich von Buckie über Portgordon und Spey Bay nach Fochabers. Portgordon liegt direkt am Weg und wäre deshalb nicht besonders, doch hier kann man zwei Robbenarten beobachten – und von weitem hören. Dadurch kam ich auch mit einem Einheimischen ins Gespräch. Zugleich gibt es im Ort einen Spar, bei dem man sich mit Snacks und Kaffee eindecken kann, was am Morgen durchaus praktisch ist, denn Kaffee geht immer. An dem Tag freute mich allerdings schon die ganze Zeit auf ein anderes Highlight: WDC Scottish Dolphin Centre in Spey Bay. Das Dolphin Centre bietet verschiedene Führungen an, hat eine kleine Ausstellungsfläche und ist bei Einheimischen wie Touristen beliebt. Mich interessierte eine besondere Tour im Tugnet Icehouse, dem größten Eishaus in UK, welches zum Lagern von Lachs benutzt wurde. Nachdem ich früher als gedacht ankam, nutzte ich die Zeit die Sonne und die Aussicht zu genießen. Ich hatte mehr Glück als Verstand und konnte kurz darauf Tümmler, die übrigens in Schottland deutlich größer und dicker als z.B. in Florida sind, beobachten. Die Tour durch das Eishaus hatte ich dann für mich allein. Neben der Geschichte mit alten Gegenständen konnte ich verschiedene Knochen von Delfinen und Walen betrachten und halten. Ich fand die Tour sehr interessant und nachdem ich alleine bin, konnte ich auch viele Fragen stellen. Auf dem Weg nach Fochabers musste ich dann noch einem Gewitter an der Flußmündung des Speys ausweichen. Eigentlich hätten mich eine alte Brücke und die Natur noch interessiert, aber ich wollte dann doch lieber schnell weiter. Zu meiner Überraschung war ich dann schneller in Fochabers als gedacht und kam an den Famous Fochabers – einer Art Friedhof vorbei. Fochabers entstand als Plansiedlung im Jahre 1776. In Fochabers wartete dann auch mein Gepäck auf mich. Mir wurden insbesondere zwei Orte für Essen empfohlen: Fochabers Ice Cream Parlour und Fochabers Fish Bar. Den frittierten Fisch fand ich sehr lecker, nur die Pommes konnten da nicht mithalten. Das Fochabers Folk Museum & Heritage Centre hätte mich interessiert, aber ich hatte auf Grund der Öffnungszeiten keine Möglichkeit es zu besichtigen.
Tag 2: Fochabers nach Craigellachie
Kurz nach Fochabers kam ich mit einem Handwerker ins Gespräch, der mir vom großen Bauvorhaben bei Fochabers erzählte. Er warnte mich allerdings auch vor der Strecke nach Craigellachie (gesprochen Krä’gelächie), da sie sehr öde sei. Ich hoffte zu dem Zeitpunkt noch, dass die Teerstraße irgendwann enden würde. Wenn es nicht Teerstraßen mit zumindest wenig Verkehr waren, waren es meist Forstwege. Insgesamt wenig berauschend. Die Aussicht war stellenweise nachdem es über ein paar Hügel ging gut, aber ansonsten ist das Teilstück zum Abgewöhnen. Ich war froh, als ich mich Craigellachie näherte. Der Ort liegt am Zusammenfluss von Fiddich und Spey. Im Ort produzieren zwei Destillieren, die ich jedoch nicht auf meiner Liste hatte. Dafür wählte ich einen schönen Ort zum Übernachten. Die Angestellte im Highlander Inn in Craigellachie, wo ich übernachtete, meinte schon, sie erkenne allein an den Gesichtern aus welcher Richtung die Wanderer kämen. Das Lokal ist schon allein wegen seiner Whiskyauswahl und des Essens zu empfehlen. Auch das lokale Bier lässt sich gut trinken.
Tag 3: Craigellachie über Dufftown nach Aberlour
Am nächsten Morgen schaute ich zuerst zur alten Brücke des Ortes. Die Brücke stellte einst einen wichtigen Übergang über den Fluß dar und gehört zu den ältesten Eisenbahnbrücken Schottlands. Die Strecke wurde jedoch 1971 geschlossen. In der Nähe des Highlander Inns befindet sich das Speyside Cooperage Visitor Centre, welches die Fässer für die Whiskyproduktion aufbereitet und regelmäßige Führungen anbietet. Nachdem die Lokalität zwei Hügel weiter liegt, empfehlen sich andere Verkehrsmittel – außer man ist sowieso auf dem Weg nach Dufftown.
In und um Dufftown kann man viele Destillerien sehen. Leider bieten nicht alle Destillerien Führungen an und seit der Pandemie sollte man im Voraus buchen. Ansonsten wurde mir Dufftown nicht empfohlen: schön, viele Destillerien, aber ansonsten ausgestorben. Die wohl bekannteste Destillerie bei Dufftown ist Glenfiddich, wo ich vorab schon eine Führung gebucht hatte. Die Destillerie wechselt sich mit Glenlivet ab, die größte zu sein. Die Explorers Tour führte durch die einzelnen Gebäude passend zum Herstellungsprozess und wurde mit einem kleinen Tasting abgerundet. Zur Auswahl standen: 12 Jahre, 15 Jahre, 18 Jahre und einer in einem Cidercask gelagertem Whisky. Was ich faszinierend fand war, dass Wasser zum Whisky gereicht wurde, um ihn auch leicht verdünnt zu probieren. Teils kamen so die Aromen besser zur Geltung. Beim Tasting zeigten sich auch gut die unterschiedlichen Geschmäcker.
Die meisten anderen Teilnehmer der Tour übernachteten in Dufftown und besichtigten im Anschluss weitere Destillerien. Direkt hinter Glenfiddich liegt u.a. Balvenie mit Destillerie und Burgruine. Mich führte der Weg nach Charlestown of Aberlour, kurz Aberlour genannt. Die heutige Ortschaft wurde 1812 von Charles Grant gegründet und nach dessen Sohn benannt. Aberlour ist ein hübscher Ort, der u.a. für Walker Shortbread und natürlich Aberlour Whisky bekannt ist. Das Essen im The Mash Tun ist zu empfohlen, jedoch sollte man auch hier vorab reservieren. Meine Unterkunft lag diesmal etwas außerhalb.
Tag 4: Aberlour über Ballindalloch nach Glenlivet
Der Weg führte mich an der ehemaligen Bahnstrecke der Strathspey Railway, die von Aviemore nach Buckie ging, entlang. Genauer gesagt ging ich die meiste Zeit auf der ehemaligen Bahnstrecke. Das heißt der Weg war nicht besonders aufregend, jedoch machte die Umgebung einiges wett: ehemalige Bahnstationen und Destillerien von Knockando, Tamdhu, Blackboat und Ballindalloch sowie ab und an ein Blick auf den Fluß Spey. Früher kam man wohl in die Bahnstationen und konnte sich die Technik anschauen; das war leider nicht mehr möglich.
Der Speyside Way hat eine offizielle und eine inoffizielle Abzweigung: Dufftown (inoffiziell) und Tomintoul (offiziell). Der Weg nach Tomintoul interessierte mich, weswegen ich an der ehemaligen Bahnstation Ballindalloch in Cragganmore die Abzweigung nach Glenlivet nahm. Ich hatte mir vorab ein paar Berichte durchgelesen, wo insbesondere der Anfang des Weges als nervig bezeichnet wurde. Ich hoffte bald an dem Stück vorbei zu sein. Das Problem ist, dass der Wanderweg anfänglich an der A95 und dann an der B9008 entlang führt. Wohl gemerkt ohne Fußgängerweg und teils ohne Möglichkeit, hinter der Leitplanke zu gehen. Beide Straßen führten zu dem Zeitpunkt als ich dort ging mehr Verkehr. Insgesamt eine unschöne Erfahrung, zumal einzelne Autofahrer nicht ausweichen wollten. Nachdem der Wanderweg von der Straße weg führte, war er umso schöner. Endlich ein Wanderweg, der den Namen verdiente – Ausblick und schöne Landschaft inklusive. Als ich bergab Richtung Glenlivet ging, verzog sich das Wetter. Zu dem Zeitpunkt wurde aber auch der Wanderweg wieder nervig: steil bergab zwischen zwei Zäunen, der Boden voll Löcher, Steinen, Müll etc. Zu meiner Unterkunft musste ich den nächsten Hügel wieder halb hoch, hatte dafür einen tollen Ausblick über das Tal.
Tag 5: Glenlivet nach Tomintoul
Als Glenlivet wird das malerische Tal um den Fluss Livet bezeichnet (Old Bridge of Livet ist eine wunderschön gelegene historische Brücke) und war früher bekannt für den schwarz gebrannten Whisky. Tatsächlich war Whisky aus Glenlivet damals ein Qualitätsmerkmal, auch wenn er zu der Zeit eher einem Moonshine glich. Die Glenlivet Distillery war die erste Destillerie, die sich aus der Gegend eine Lizenz besorgte und entsprechend angefeindet wurde. Heutzutage gehört Glenlivet zu Pernod Ricard. Ich hatte mir schon vorab ein Ticket beim Single Cask Tasting gebucht, welches informativ und witzig zugleich war.
Von Glenlivet ging es für mich weiter nach Tomintoul, einem Planort, der angelegt wurde, um Glenlivet und die Umgebung in den Griff zu kriegen. Der Aufbau der Textilproduktion hierfür schlug auf Grund der Preise fehl. Die ehemalige Militärstraße, die nach dem Jakobitenaufstand gebaut wurde, wird nun als A939 weiter genutzt. Tomintoul als höchstgelegenes Dorf in der Grafschaft Banffshire eignet sich als Ausgangspunkt für Ausflüge in den Cairngorms Nationalpark. Leider merkte ich erst zu spät, dass das Museum des Ortes entgegen der offiziellen Öffnungszeiten geöffnet hatte. Ansonsten hätte ich dem einen Besuch abgestattet. Als Übernachtungsmöglichkeit kann ich Hotel Square empfehlen: geniales Frühstück und leckerer Kaffee zusammen mit hilfsbereiten Gastgebern.
Tag 6: Tomintoul nach Grantown
Der genaue Weg von Tomintoul nach Grantown-on-Spey, kurz Grantown, war mir zum Zeitpunkt der Abreise nach Schottland unklar. Es gäbe alte Schmugglerpfade zu einem Nachbarort, dann könnte man entlang der Militärstraße gehen oder von dort einmal über das Gelände stapfen. Nach den bis zu dem Zeitpunkt gesammelten Erfahrungen und dem Umstand, dass am Wochenende dort keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren, nahm ich eine Mitfahrgelegenheit war. Grantown liegt am Rande des Cairngorms Nationalparks und wurde 1765 als geplante Besiedelung von Sir James Grant gegründet. Der Ort besteht aus einigen Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert, wodurch der Ort sympathisch wirkt. Sehenswert ist das Grantown Museum, welches die Geschichte des Ortes und der Gegend erzählt. Das Museumspersonal beantwortet alle möglichen Fragen, wodurch man einiges zusätzlich lernen kann. The Craig Bar ist die Institution des Ortes mit einer großen Bierauswahl und leckeren Pies. Irgendwie habe ich es geschafft, an dem Tag kaum zu fotografieren.
Tag 7: Grantown nach Aviemore
Ursprünglich wollte ich von Grantown mit der historischen Eisenbahn nach Aviemore fahren, aber genau an dem Tag fuhr sie nicht. Also ging es über Castle Roy, Nethy Bridge, Boat of Garten ohne Abstecher zu Loch Garten nach Aviemore. Loch Garten hätte mich durch die Natur interessiert, aber Zeit und Wetter sprachen dagegen. Aviemore ist ein Touristenmagnet mit einigen Geschäften, Lokalen und – zu diesem Zeitpunkt ungewohnt für mich – Menschen. Dementsprechend hat der Ort auch bessere Busverbindungen, wodurch er sich als Ausgangspunkt für Wanderungen und zum Skifahren eignet. Mit etwas mehr Zeit (ja, Planung) wäre ich vielleicht in den Glenmore Forest Park gegangen, um an den Hängen des Meall a’ Bhuachaille eine weidende Rentierherde zu beobachten. Der Ort an sich war nicht nach meinem Geschmack, aber die Essensmöglichkeiten überzeugten: Pizzen in Cheese and Tomatin, Eis in Miele’s Gelateria, Fish n Chips bzw. Haggis in Happy Haggies und Burger im The Old Bridge Inn. Das lokale Bier lässt sich gut trinken und die Haggis and Black Pudding Pizza schmeckte besser als gedacht.
Tag 8: Aviemore nach Newtonmore
Den Weg des Vortages sah ich erneut als ich mit der historischen Strathspey Railway von Aviemore nach Grantown und zurück fuhr. Die Strathspey Railway ist eine Museumsbahn, die seit 1978 zwischen Aviemore und Broomhill bei Grantown verkehrt.
Nachdem ich mir die Bahnfahrt einbildete, musste ich etwas schneller zum nächsten Stopp, Newtonmore, gelangen. Newtonmore ist ein kleiner Ort in den Highlands und zugleich das Ende (bzw. der Anfang) des Speyside Walks. Andere Fernwanderwege knüpfen allerdings hier an. Der Name ist eine Verkürzugn von new town on the moore. Ursprünglich wollte ich in Kingussie übernachten (besserer Ausgangspunkt für Ruthven Barracks und Highland Wildlife Park), aber leider waren schon alle Unterkünfte ausgebucht.
Tag in Newtonmore
In Newtonmore blieb ich dafür einen Tag länger, um mir das Freilichtmuseum Highland Folk Museum anzuschauen. Der Eintritt ist wie bei vielen Museen kostenlos, jedoch wird um eine Spende gebeten. Das Freilichtmuseum besteht aus vier Bereichen:
- Bauernhof (Allt Làirigh) des 19. Jahrhunderts mit Nebengebäuden
- Dorf aus den 1930er Jahren mit Schule, Kirche und Handwerkerhäusern (Tischler, Schneider und Uhrmacher)
- Wald mit Wassermühle, Curlinghütte und Spielplatz
- Rekonstruiertes Dorf (Baile Gean) von um 1700.
Daneben existieren u.a. Gärten, Trockenmauern, ein Blackhouse und ein Eisenbahnhäuschen. Insgesamt kann man hier leicht einen halben Tag verbringen und die Häuser sowie den Ausblick genießen. Zum Abschluss besuchte ich das Clan Macpherson Museum.