Nach 5 Wochen Challenge wird es Zeit ein Fazit zu ziehen.
Es haben sich tatsächlich Sachen geändert. So sammeln wir Dosen und Kunststoffverpackungen – zumindest großteils. Es bleibt das Zeitproblem. Wir hatten schon so viel Plastikmüll, dass wir keinen Beutel mehr hatten. Zudem werden in Plastik häufig Lebensmittel aufbewahrt, wodurch man das Plastik erst einmal säubern muss. In Kombination sorgte es davor, dass Plastik teils in den normalen Müll wanderte, damit es in der Wohnung nicht stinkt und wir vor Beutel nicht untergehen. Ich denke der Punkt würde anders ausschauen, wenn es in München gelben Säcke oder Tonnen geben würde. Nichtsdestotrotz bleibt in der weiteren Verarbeitung das Problem, dass viel Plastikmüll trotzdem nicht recycelt wird. Beim Einkauf von Obst und Gemüse achte ich zumindest auf weniger Plastik. Dies funktioniert zeitbedingt in der näheren Umgebung meist schlecht als recht. Im August sollte es zumindest angenehmer werden, bevor September bis November wieder Obst und Gemüse in Plastik verpackt gekauft wird. Praktisch finde ich inzwischen das Keine Werbung-Schild am Briefkasten. Die paar Werbeprospekte kann ich auch im Internet online anschauen und zudem wird der Papierabfall dadurch entlastet. Im Bad bin ich immer noch am experimentieren. Ich weiß noch nicht, welche plastikfreien oder plastikarmen Zahnputzutensilien inklusive Zahnpastavarianten mir gefallen. Auch der Rasierhobel befindet sich noch in der Erprobungsphase.
Andere Sachen werde ich aus Gründen sicherlich nicht ändern, wie Kleidung, Plastikdosen und alle möglichen selbst gemischten Putz- und Körperpflegemittel. Kleidung muss funktional sein und wenn Plastik dabei ist, dann ist es so. Ich will gar nicht wissen, wie Plastikfrei in der Feuerwehr ausschauen würde. Dosen und andere Behälter aus Kunststoff, die noch gut sind, werde ich nicht wegwerfen oder hergeben, sondern weiter verwenden. Dies gilt auch für Möbel und weitere Gegenstände. Bei Putz- und Körperpflegemittel halte ich von den Rezepten sehr wenig. Ich habe natürlich auch ein wenig im Internet recherchiert und es gibt sinnvollere Rezepturen online. Aber auch hier werde ich – bis auf häufiger Essigwasser, Natron und Zitronensäure – weniger ändern. Wenn ich mit den Hausmittelchen weiter komme, dann ist gut, ansonsten greife ich auf die fertigen Putzmittel zurück, denn häufig sind die Zutaten beim Selbstmischen ebenfalls in Plastik verpackt, was genau nichts spart.
Was mich selbst überrascht hat, war, dass Plastik manchmal umweltfreundlicher ist als die plastikfreien Alternativen. In manchen scheinbar plastikfreien Verpackungen ist außerdem wieder irgendwo Plastik, Alu oder sonst etwas enthalten, wodurch man nichts spart. Bei der ganzen Thematik kommen finde ich drei Dinge zu kurz: Mehrwegverpackungen bzw. häufige Benutzung, Regionalität und die weitere Verwertung, wenn man das Plastik nicht mehr benötigt. Je häufiger man etwas benutzt, desto mehr hat sich die Herstellung gelohnt, siehe Mehrwegflaschen. Diese sind deutlich umweltfreundlicher als Einwegflaschen und Plastikflaschen. Bei der Entscheidung zwischen Einweg und Plastik fällt bei mir die Wahl nach den mir vorliegenden Informationen trotzdem auf Plastik. Je regionaler ein Produkt ist, desto kürzer waren die Lieferwege, desto umweltfreundlicher ist zumindest der Aspekt. Natürlich sollte Plastik nicht in Flüssen und den Meeren landen. Zudem wäre es deutlich einfacher Plastik zu reduzieren, wenn Lebensmittel nicht dick damit eingepackt wären. Die Supermärkte, die ich besuchte und die bei mir auf dem Weg liegen, hatten meist einen Teil des Obstes und Gemüses eingepackt.
Neben der Plastikverpackung von plastikfreien Alternativen erlebte ich noch eine Überraschung: im Bad wird für fast alles Seife als Ersatz gesehen. Es gibt Shampooseife, Seife zum Duschen, Rasierseife usw. Die Seife, die ich auf manchen Seiten fand, besteht teils aus Kokospalmöl. Wenn man einmal die Palm-Plantagen – natürlich reine Monokulturen – in Malaysia gesehen hat, reicht es einem. Ich kam durch Zufall bei einem Kochkurs mit einem älteren Herren ins Gespräch, der vor Jahrzehnten häufig in Malaysia war. Daher weiß ich auch, wie es vorher dort ausgeschaut hat. Der Trend Kokosprodukte zu verwenden, macht die Sache nicht besser.
Das Buch „Es geht auch ohne Plastik“ behandelt die Themen Einkauf, Kochen, Unterwegs essen, Sauber machen, Bad, Wohnen, Gärtnern, Mobil, Büro und Schule, Kleidung, Kindheit, Feiern sowie Tiere halten. Einzelne Aspekte wurden jedoch nicht angesprochen. Computer und Unterhaltungselektronik sind fast nicht wegzudenken. Hier kann man allerdings kaum auf Kunststoff verzichten, wenn man sich u.a. die ganzen Kabel und Smartphonehüllen anschaut. Ein anderes Thema finde ich auch noch interessant: Verhütungsmittel. Die Pille als eine plastikfreie Variante ist hier auch nur bedingt umweltfreundlich, wenn man sich die Abwässer anschaut…
Was ist nach dem eher negativen Bild mein Fazit? Ich finde das Buch nicht komplett schlecht, denn es bietet Anreize etwas zu ändern und zeigt Alternativen auf. Insbesondere die Link- und Ladenliste am Ende des Buches finde ich sehr hilfreich. Die 30-Tage-Challenge hat in meinen Augen ein Problem, was sich auch an mehreren Stellen im Buch zeigt: von der Tapete bis zur Wand gedacht und am Kleister hängen geblieben. In 30 Tagen kann man zum einen nicht so viel ändern, wie angedacht ist. Dies ist insbesondere bemerkbar, wenn man noch andere Aktivitäten während der Zeit geplant hat. Zum anderen widerspricht es sich zu sagen man soll Dinge weiter verwenden oder verschenken und man kauft regelmäßig Alternativen. Es ist zwar schön, wenn Rezepte angegeben werden, aber wenn sie, um ein Ergebnis zu erreichen, mehr Chemikalien verwenden als nötig, schadet man auch wieder der Umwelt. Diese Abwägung fehlt auch bei anderen plastikfreien Alternativen. Oder anders gesagt: guter Start, aber mein Lieblingsbuch wirds nicht.