Urlaub: Schloss Ludwigsburg kulinarisch

Ludwigsburg

Eigentlich bin ich ja kein großer Schlossfan. Ich höre Metal, mag Burgen und Mittelalterfeste und trinke gerne Met. Schlösser erscheinen mir zu edel, verbinde ich mit wallenden Kleidern und gehobener Gesellschaft. Nichtsdestotrotz schaue ich mir auch mal Schlösser an und technische Spielereien, wie das Tischlein deck dich im Schloss Herrenchiemsee und in Linderhof, und die prachtvollen Gärten faszinieren mich. Bevor ich Stuttgart verließ und nach München zog, besichtigte ich noch das Residenzschloss Ludwigsburg mit einer Führung.

Ludwigsburg

Neben den großen prächtigen Kronleuchtern war ich begeistert von den Informationen zur Schlossküche. Die Hofküche mit Verwaltung bestand aus 36 Personen, die eng mit Hofkellerei und dem Servierdienst zusammenarbeitete. Eine ganze Menge an Leuten, wenn man es sich einmal überlegt. Für die königliche Tafel waren drei Mundköche zuständig, unterstützt von zwei Bratenmeistern, einem Salzkoch und einem weiteren Koch. Für die Marschallstafel waren ein Ritterkoch und drei weitere Köche beschäftigt. Küchenpersonal war hierarchisch unterteilt. Vor der Einführung der Gasbeleuchtung war die Hofküche übrigens auch für die Beleuchtung im Gebäude zuständig.

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Natürlich gab es noch allerlei Süßes, wofür die eigenen Orangen und Ananas aus der Orangerie verwendet wurden. Nicht von ungefähr kam der Leibesumfang mancher Herrscher und Untergebenen. Als besonders Schick wurde es im 18. Jahrhundert empfunden, seinen Gästen frische, selbst angebaute Ananas zu servieren. Die Orangerien galten dabei als Statussymbol. Schätzungen zufolge dauerte es im 18. Jahrhundert etwa drei Jahre, bis eine einzige Frucht herangereift war. Als im 17. Jahrhundert der Siegeszug von Kaffee, Tee und Schokolade begann, mussten neue Gefäße importiert und später hergestellt werden. Im Schloss sind natürlich solche Porzellangegenstände ausgestellt. Mehr sieht man jedoch im Keramikmuseum oder in der Porzellanmanufaktur.

 

Ludwigsburg

Die Wirtschaftsgebäude sind im Schloss Ludwigsburg vom Hauptgebäude des Residenzschlosses getrennt. Das hatte mehrere Vorteile: der Herrscher wurde nicht von Rauch oder Essensgerüchten sowie durch die Warenanlieferung gestört. Die räumliche Trennung minderte zudem die Brandgefahr im Schloss. Der Hof verfügte über eine eigene Fischzucht und ein Hühnerhaus. Zudem jagten viele Herrscher gerne.

Die räumliche Trennung hatte jedoch auch Nachteile. So kamen Speisen häufig auch lauwarm oder kalt an der Tafel an. Nicht umsonst gab es mehrere Warmhalteöfen auf dem Weg, wodurch aber das Fleisch gerne so weichgekocht war, dass man es auch ohne Zähne essen konnte. Berühmte Beispiele sind Fricassée und Ragout. Nachdem die Menschen mangels Zahnpflege und dank der vielen Süßigkeiten am Hof schon früh ihre Zähne verloren, hatte es auch wieder etwas Gutes.

Ludwigsburg

Während im Schloss der Überfluss waltete, musste die Landbevölkerung häufiger Hunger leiden. Ein bekanntes Gericht war früher die Maikäfersuppe. Zumindest wurde die Landwirtschaft nach einem Vulkanausbruch modernisiert und die landwirtschaftliche Fakultät auf Schloss Hohenheim aufgebaut. Auch der Cannstatter Wasen hat seinen Ursprung in der Zeit, als herausragende landwirtschaftliche Leistungen prämiert wurden.Ludwigsburg

Wenn man schon in Ludwigsburg ist, muss man sich auch fast das Seeschloss Monrepos und Schloss Favorite anschauen. Favorite hat mir tendentiell besser gefallen als das Residenzschloss. Es war als reines Jagdschloss und sommerliche Villa ausgelegt. Der Balkon, den man hier auf dem Foto sieht, wurde für die Jagd genutzt. Vorher wurde natürlich das Wild zusammengetrieben, damit der Herrscher es einfacher hatte. Die Tiere hatten so gut wie keine Chance.

 

Ludwigsburg

Von Tisch und Tafel berichtet der kurze Youtube-Trailer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs. Dies führt mich auch zur Blogparade #SchlossGenuss, bei der ich mit dem diesem Beitrag teilnehme.

Neben mir haben natürlich noch andere Blogger teilgenommen:

  1. TravelWorldOnline Traveller: „Ritteressen in der Burg Lockenhaus“
  2. Redaktion42: „SchlossGenuss in Kloster Banz“
  3. KulturNatur: „Über europäische Geschichte nachdenken“
  4. Stadtneurotiker: „Verschlossen“
  5. leggiero flautato: „Genießen, lustwandeln… Schlossgenuss“
  6. Pyrolirium: „SchlossGenuss – Meine Lieblingsschlösser“
  7. Iris Haist, ArtTwo: „SchlossGenuss auf italienische Art“
  8. Made in Minga: „Wasserburgen Haemelschenburg und Coppenbrügge“
  9. Pierre von BedeutungOnline: „Stumme Zeitzeugen lassen staunen: Schlösser, Klöster und Burgen in Deutschland #SchlossGenuss“
  10. Kunst-Schau: „#SchlossGenuss in Ehrenbreitstein. Kunst, Geschichte und Wein“
  11. EssenReisenLeben: „Gartenfest am Schloss Babelsberg“
  12. Schloss Hartenfels Torgau: „‚Zu Tisch!‘ bei Johannn Friedrich I. von Sachsen“
  13. Daniela Köster: „Burg Schlitz: Gastfreundschaft und Individualität“
  14. Claudia Wagner: „Klosterkirche Andechs – Kein Geheimtipp, aber ein Tipp!“
  15. Bettina op jück: „Schlosspark Stammheim. Wo Kunst auf Natur trifft“
  16. Kroatienexpertin: „Split: Auf einen Kaffee in den Diokletianpalast“
  17. Thomas Weiberg: „Das Schaugericht im Speisesaal des Oberen Schlosses zu Greiz“
  18. Museum Burg Posterstein: „Schlossgenuss in Potsdam – Der Museumsverein Burg Posterstein auf den Spuren europäischer Geschichte und Kunst“
  19. Andrea Hahn, „Zu Tisch!“ Genießen in Schlössern und Gärten: „Pomeranzengärtnerjungen und Orangenfieber“
  20. Dr. Uta Piereth, Bayerische Schlösserverwaltung: : „Gaumenfreuden des Mittelalters auf der Cadolzburg: Mörsern, Schnippeln, Schnabulieren“
  21. Torsten Maue: „#SchlossGenuss – Weshalb polnische Schlösser so begeistern“
  22. Maik-Sören Hanicz: „Gewöhnungsbedürftige Leichtigkeit: Zu Gast bei Wilhelm II. von Württemberg“
  23. Heinz Buri, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten: „#Schlossgenuss in Preußen – Eine beiläufige Betrachtung aus dem Paradies“
  24. Lisa Begeisterung: „St. Georgen – ein mittelalterliches Kloster“
  25. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg: „Süße Verführung im barocken Schloss“
  26. Aus meinem Kochtopf: „Kaiserburg, Eppelein, Burgenwinkel und my Home is my Castle“
  27. Kultourbunt: „Auf den Apfel(geschmack) gekommen – SchlossGenuss in Eutin“
  28. Zeilenabstand: „Ein Wochenende in einem südfranzösischen Château bei Carcassonne“
  29. Christoph Pietrucha: „Schicke Häuschen. Residenzmuseen in Polen“
  30. Dagmar vom Bestager Reiseblog: „Die Ehrenburg – noch mehr Abenteuer an der Mosel“
  31. Thomas Weiberg, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten: „#SchlossGenuss in der Charlottenburger Schlosskapelle“
  32. Christian Quaeitzsch, Bayerische Schlösserverwaltung: „Stresstest für den „Hofmarschall“ – ein Blick hinter die Kulissen des fürstlichen Speisesaals“
  33. Florian Trott, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe: „Auf „kulinarischer“ Entdeckungsreise in der Kunsthalle Karlsruhe… | #SchlossGenuss
  34. Museum Hessen Kassel: „Frisch auf den Tisch: Speisen aus dem Bergpark Wilhelmshöhe“
  35. Sylvia und Robert: „Freie Sicht von Burg Pappenheim“
  36. Suschna, Textile Geschichten: „Nur noch kurze Zeit: Bretterbude mit rostiger Tapete #SchlossGenuss“
  37. Stilentas: „#SchlossGenuss im barocken Flair: Brunch in Schloss Atzelsberg“
  38. Burgdame: „Kultur und Genuss in Ostwestfalen – Schloss Wendlinghausen“
  39. Christoph Bröder, Burgenblogger: „Tausche Mosel gegen Rhein“
  40. Peter Soemers: „Buitenplaats Ockenburgh – eine Bürgerinitiative als #SchlossGenuss“
  41. Anke von Heyl, Kulturtussi: „Lustschloss und Brennesselpralinen – mein ganz persönlicher Genuss“
  42. Christina Sebastian, HofkulturBlog: „#SchlossGenuss – Drei besondere Gärten mit Genussfaktor“
  43. amdredaktion: „Hamburgs unsichtbare Schlösser – #SchlossGenuss“
  44. Isabelle Winkel, lustloszugehen: „Frisch erlebt: #SchlossGenuss im Rheingau“
  45. Reiselust-Magazin: „Entdeckungstour durchs Markgräflerland #2: Schloss Bürgeln“
  46. Anja Kircher-Kannemann, Kultur-Geschichte(n) – Digital: „#SchlossGenuss im Rheingau“
  47. Aus meinem Kochtopf: „BurgGenuss bei Kerzenschein, dazu Rockmusik und Landlust?“
  48. Damian Mallepree, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: „Goethe-Picknick im Schloss – #SchlossGenuss“
  49. Deutsches Historisches Museum: „Der späte Aufstieg der Gabel“
  50. Katharina Stimpfl, Universalmuseum Joanneum: „Kultur und Kulinarik mit dem Museums-Picknick im Grünen und der Genussreise im Museum | #SchlossGenuss“
  51. Bettina Wurche, Meertext: „#SchlossGenuss : Das bioversum Jagdschloss Kranichstein bittet zum Neophyten-Buffet“
  52. Claudia, Cabinetto: „Slawenburg Raddusch – Osten – Da ist doch nichts?“
  53. Suse, Ich lebe jetzt: „Schloßgenuss, die Blogparade“
  54. Sylvia, Brotwein: „#SchlossGenuss – Schloss Schwarzburg
  55. ich
  56. Sabine Haas, result: „Herrenchiemsee – Der einsame König und seine Märchenwelt“

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4 Kommentare

  1. Liebe Daniela,

    vielen herzlichen Dank für deinen kenntnisreichen SchlossGenuss – absolut herrlich. Du spannst fast noch einmal komplett die Bandbreite der insgesamt 55 Artikel zur Blogparade auf – absolut spitze!

    Maikäfersuppe igitt? Wohl kaum zum Nachkochen zu empfehlen, hast du ein Rezept dazu gefunden? Was für eine Geschichte. Ganz nebenbei erfahre ich, dass du in München wohnst. Wäre toll, wenn ich dich mal auf einen Café träfe! Gleichzeitig hätte ich da etwas, dass dich faszinieren könnte, ein BloggerWalk im Bayerischen Nationalmuseum im Herbst. Wenn du magst informiere ich dich darüber, Food und Tafelkultur wird ein Thema sein!

    Herzlich,
    Tanja von KULTUR – MUSEUM – TALK

    1. Liebe Tanja,

      man findet tatsächlich Rezepte für Maikäfersuppe. Insekten habe ich schon einmal probiert, aber nachdem ich Maikäfer so gut wie nie zu Gesicht bekomme, wäre es finde ich schade um die wenigen Exemplare. Maikäfer von Flügeln und Beinen entfernen, im Mörser zerstoßen und dann in Butter und Mehl anrösten. Mit Brühe aufgießen, köcheln lassen und zum Schluss abschmecken.

      Wir können uns gerne einmal treffen! Der BloggerWalk klingt aber auch interessant!

      Viele liebe Grüße,
      Daniela

      1. Liebe Daniela,

        mir gefällt dein Artikel sehr. Vielen Dank für die interessanten Informationen zum Schloss Ludwigsburg, dein Beitrag hat Neugierde geweckt und mit dem Impuls „Maikäfersuppe“ konntest du Schmunzler für dich gewinnen.

        Viele Grüße
        Claudia

        1. Liebe Claudia,

          gern geschehen 🙂 Die Maikäfersuppe hat mich um ehrlich zu sein erst entsetzt, aber andererseits gabs die Käfer wohl deutlich häufiger als heutzutage und nahrhaft sind die Tierchen sicherlich.

          Viele Grüße
          Daniela

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