Um ehrlich zu sein, habe den Hype um Tom Franz 2013 nicht so stark mitbekommen. Klar wusste ich, dass ein Deutscher bei MasterChef in Israel groß raus kam und dann mehr oder weniger eine Deutschlandtournee machte, aber ich habe mir nicht groß was daraus gemacht. Als mir das Buch Sehnsucht Israel* angeboten wurde, war ich zunächst skeptisch, aber dann doch zu interessiert.
Tom Franz ist eigentlich ein deutscher Rechtsanwalt, der 1973 in Köln geboren wurde. Er kam schon während der Schulzeit in Berührung mit Israel während eines Schüleraustausches. Später zog es ihn immer wieder in das Land. Er baute sich in Israel sein Leben auf, konvertierte dabei zum Judentum und gewann 2013 den Fernseh-Kochwettbewerb der israelischen Ausgabe von MasterChef. Er ist „kulinarischer Botschafter“ zwischen Israel und Deutschland. Tom Franz lebt – übrigens koscher im Gegensatz zu vielen jungen Israelis – mit seiner Frau Dana und seinen vier Kindern in Tel Aviv.
„Ich lebe heute so, dass ich morgen nichts bereue.“ (Tom Franz)
Wie kommt man in einem neuen Land zurecht? Wie schaut dort das Essen aus? Wie kann man beide Kulturen miteinander verbinden? Wie ist das Leben als MasterChef? Das waren die Fragen, die mich interessierten.
Interviews mit ihm findet ihr u.a. bei HR Info Interview (16.2.2018) und Deutschlandfunk Kultur (2.3.2018) Bei Essen und Trinken antwortete er u.a. mit
„Israel schmeckt so intensiv und unterschiedlich, wie die Landschaften die es umfasst. Das kleine Land, das am Knotenpunkt dreier Kontinente liegt, bietet Wetterextreme, die von Schneefällen im Bergland bis zu extrem heißen Trockenwinden im Wüstengebiet reichen. Es gibt Mittelmeerklima neben Steppenklima, es gibt Wüstenklima und sogar extremes Wüstenklima. Die israelische Küche ist genauso vielfältig wie das Wetter und die Menschen aus über 60 Nationen, die hier zusammen leben.
Ich glaube, dass das israelische Straßenessen (Humus, Falaffel, Schawarma oder Sabich s.o.), das keinen Unterschied zwischen reich und arm macht, und dass Sepharden (Orientalen) wie Aschkenasen (Europäer) im gleichen Maße gerne essen (jeder ergänzt sich von den scharfen Saucen nach seiner Fasson), Israel gut repräsentieren.“
Genau das wollte ich genauer erfahren und hören. Ich tat mir nicht leicht hier eine Rezension zu schreiben. Einerseits fand ich die Einblicke interessant, andererseits war das Buch sehr stark zentriert auf Tom Franz bis er MasterChef wurde. Alles andere wurde gefühlt ausgeblendet. Klar, es ist eine Autobiografie, aber kann man als Koch dann nicht ein wenig mehr das Essen beschreiben und das Leben nach dem Gewinn?
Steckbrief
Titel: Sehnsucht Israel
Autor: Tom Franz
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
Seiten: 256
Preis: 20,00 Euro
Inhalt
Grob gesagt Tom Franz bisheriges Leben, wie er nach Israel kam, was er dort erlebt hat und wie er Master Chef wurde. Ab dann wirds dünn…
Eindruck und Bewertung
Wenn man andere Interviews liest, merkt gewisse Diskrepanzen – nach Kind eins oder zwei Master Chef Teilnahme. Zudem beschleicht mich das Gefühl, dass er versucht den Medienhype noch ein wenig auszukosten als wirklich interessante Lektüre zu bieten. Das Buch erzählt zwar von einem interessanten Menschen, aber es nicht nicht direkt ums Essen oder Israel als Land, sondern seine Sehnsucht nach Israel (so gesehen passt der Titel auch sehr gut ). Beim Untertitel „Mein Leben zwischen Kippa, Küche und Koriander“ gehen mir genau die letzten beiden Dinge zu stark ab. Ich denke Fans von Tom Franz wird das Buch gefallen, aber bei Leuten, die mehr vom Leben in der Fremde und vom Essen erfahren wollen, schaut es wie bei mir komplett anders aus. Schade drum! Eine Rezension eines jüdischen Kochbuches findet ihr übrigens auch auf meinem Blog.
* Das Buch wurde mir vom Gütersloher Verlagshaus zur Verfügung gestellt. Vielen Dank hierfür! Meine Meinung bleibt davon natürlich unberührt.