Erinnert ihr euch noch an den Pferdefleischskandal 2013, wo Pferdefleisch in die Lasagne kam? Die Empörung über Pferd im Essen war groß. Was ich damals bedenklich fand war, dass bei diesen Pferden nicht bekannt war, wie sie gehalten wurden und dadurch Medikamentenrückstände ins Essen kamen. Bei Pferd als Lebensmittel habe ich weniger Probleme. Wo ich aufgewachsen bin, gabs in der Stadt einen Pferdemetzger – zugegeben der einzige im Umkreis – und bei Frühlingsfest und Volksfest gabs neben Emmentaler auch Rosswürst. Wenn ich mal keine Lust auf groß Kochen nach der Schule hatte, holte ich mir ebenfalls Rosswürst, die es mit Senf und Brot gab. Einmal beim Grillen servierte ich den Gästen Pferdesteaks, die gemischt ankamen. In Ljubljana gibts ein Burgerrestaurant, das auch Pferdeburger anbietet – und die gut schmecken. Bei einem Umzug holte ich, nach Zustimmung aller Beteiligten, Pferdeleberkassemmeln. Keiner der Helfer kannte das und bis auf 2 Ausnahmen hat noch keiner vorher Pferd gegessen – und die Brotzeit kam überraschend gut an. Zu Ostern wollte ich natürlich was besonderes machen und im Endeffekt fiel die Wahl auf Pferd. Doch bevor ich übers Essen selbst rede, möchte ich euch kurz ein wenig was über Pferdefleisch erzählen.
Früher wurde Pferd wie auch alles andere verzehrt. Höhlenmalereien im französischen Lascaux deuten darauf hin, dass Pferde damals gejagt und vermutlich auch verspeist wurden. Alle großen Reitervölker aßen Pferd. Eine Umkehr gabs erst 732, als Papst Gregor III. verbot Pferde zu essen. Mit der Reformation wurde Pferd als Lebensmittel wieder beliebter, aber blieb ein Armeleuteessen. Der Abdecker hat von alten Gäulern das Fleisch an die arme Bevölkerung verkauft, nachdem sie sich sonst kein Fleisch leisten konnten.
In Frankreich gilt Pferd als Delikatesse, aber der Genuss ist rückläufig. In der Schweiz sieht man die Sprachgrenzen auch am Pferdegenuss. Ach ja, Isländer essen übrigens auch Pferd. Die Wikinger empfanden Pferd als Delikatesse und auch jetzt wird noch etwa ein Viertel zum Verzehr geschlachtet. Laut den Mongolen wärmt Pferdefleisch besonders gut. Der Rheinische Sauerbraten wird traditionell übrigens auch mit Pferdefleisch zubereitet, auch wenn inzwischen üblicherweise Rind verwendet wird.
So kommen wir auch zum Fleisch an sich. Es schmeckt am ehesten wie Rind, wird ähnlich zubereitet und hat nur eine etwas kürzere Garzeit. Das Fleisch hat im Gegensatz zu Rind einen leicht süßlichen Geschmack, enthält fast kein Fett, aber dafür umso mehr Eiweiß. Nur bei den Vitaminen liegt es hinter Rind. Es ist auch gesünder als Schweinefleisch, wenn man sich die Werte anschaut.
Die Pferdesteaks an Ostern wurden kurzerhand einen Tag lang in Knobibutter mariniert und anschließend in selbiger angebraten. Die Steaks wurden in Brot gepackt, welches dann auch noch in die Bratensauce getunkt wurde.
Sicherlich ist das nicht ein üblicher Osterbraten und feine Küche auch nicht, aber fein hats gschmeckt!
2 Kommentare
Hab ich noch nie gegessen….aber gibt es nicht auf dem Viktualienmarkt einen Pferdemetzger? Das wäre mal ein Plan….
Jupp, genau da hab ich auch das Fleisch her. Leberkas vom Pferd schmeckt übrigens auch nicht schlecht 😉