Urlaub: Luxemburg

Ein Aufenthalt in Brüssel stand bereits fest, doch wie sollte ich die freien Tage zuvor sinnvoll nutzen? Meine Wahl fiel schließlich nach etwas Stöbern auf Luxemburg. Luxemburg ist ein kleines Nachbarland mit rund 640.000 Einwohnern, die meist Französisch, Luxemburgisch, Deutsch und Englisch sprechen. Je nach Vorlieben und Können hatte ich damit Gespräche auf Deutsch, Englisch, aber auch manchmal auf Französisch. Ein Kellner hatte sich den Spaß erlaubt, in der Konversation mehrmals die Sprache zu wechseln, so dass wir am Schluss auch in Italienisch redeten.

Das Land misst von Osten nach Westen 57 und von Norden nach Süden 82 Kilometer und ist unterteilt in sechs Regionen (Luxemburg Stadt Mosel, Minett, Müllerthal, Guttland, Éislek). Die Distanzen sind damit gering und normalerweise dauern die Fahrten auch nicht länger als 1 1/2 Stunden. Natürlich hatten wir Bauarbeiten bei einer Bahnstrecke mitgenommen, wodurch ich den Plan für einen Tag anpassen durfte. Alle öffentlichen Verkehrsmittel im Land (Ausnahme: 1. Klasse und Grenzverkehr) ist kostenlos, was den Aufenthalt noch entspannter macht. Auf Grund der geringen Distanzen und Reisekosten wählte ich Luxemburg-Stadt als Basis für den Aufenthalt und die Ausflüge.

Fast jede Attraktion bietet Online-Tickets an. Je nach Anzahl der geplanten Attraktionen und Dauer des Aufenthalts kann sich die LuxembourgCard lohnen, die viele Attraktionen des gesamten Landes enthält. Trotz der Planänderung war sie in unserem Fall knapp günstiger als Einzeltickets.

Luxemburg Stadt (D’Stad bzw. Lëtzebuerg) ist mit 115.000 Einwohnern die Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg und neben Brüssel und Straßburg Verwaltungssitz der Europäischen Union. Seit 1994 gehört die Altstadt Luxemburgs mit ihren historischen Vierteln zum UNESCO-Weltkulturerbe. Insgesamt haben mir die mittelalterlichen und modernen Gebäude in Tälern und Hügeln an der Alzette sehr gut gefallen.

Wenzel-Rundgang

Der Wenzel-Rundgang ist ein 5,5 km langer historischer Spaziergang entlang der alten Festungsmauern der Stadt. Sein Name geht auf Wenzel II., Herzog von Luxemburg, zurück. Der Rundgang führt über Aussichtspunkten und durch engen Gassen zu den Highlights der Stadt. Der Rundgang ist gut ausgeschildert und enthält mehrere informative Tafeln zur Geschichte. Weitere Informationen bietet auch die Broschüre der Stadt bzw. zur Navigation die GPX von Visit Luxemburg. Ausgangspunkt für den Rundgang waren bei uns die Bock-Kasematten auf dem Bockfelsen.

Oberstadt

Altstadt

Auf dem Weg von der Bushaltestelle zum Hotel in der Altstadt konnten wir bereits einen ersten Eindruck erhalten: schnuckelig, alt, aber gleichzeitig modern mit vielen netten Lokalen und Geschäften. Um den Paradeplatz (Place d’Armes) gibt es viele Restaurants und Cafés. Zudem verläuft hier die Fußgängerzone. Südlich davon schließt sich der Place Guillaume II an. Am Platz Place Guillaume II (Knuedler) wurde während des Aufenthalts gebaut. Trotz alledem schadet ein Blick hin nicht, da auch hier viele Restaurants sind.

Nicht weit weg davon steht die Kathedrale. Die Kathedrale unserer lieben Frau (Cathédrale Notre-Dome de Luxembourg), auch als Mariendoum bezeichnet, liegt am Rande der Altstadt beim Konstitutionsplatz (Place de la Constitution) und beeindruckt mit dem prächtigen Eingangsportal und den Fenstern. Die Kathedrale wurde als Jesuitenkirche um das Jahr 1613 erbaut und vereint durch Erweiterungen Baustile der Renaissance, Spätgotik und des Barocks. Von der Kathedrale aus sieht man das Monument Gëlle Fra (Goldene Frau) auf dem Konstitutionsplatz. Das Monument wurde 1923 errichtet, um den luxemburgischen Opfern des Ersten Weltkrieges zu gedenken. Das Monument ist für Touristen aus einem anderen Grund eine wichtige Anlaufstelle: Man hat von hier aus eine tolle Aussicht.

Der großherzogliche Palast ist bei einem Bummel durch die Altstadt ebenfalls nicht zu übersehen. Früher stand an der Stelle das erste Rathaus der Stadt, welches bei einer Explosion im Jahr 1554 zerstört wurde. Das Gebäude mit Renaissancefassade ist heute die Stadtresidenz der großherzoglichen Familie. Wenn der Großherzog anwesend ist, wird die Nationalflagge gehisst und zwei Soldaten der Palastwache paradieren. Ist er nicht anwesend, ist nur ein Soldat vor dem Tor.

Kasematten

Die Kasematten sind die Überreste eines unterirdischen Netzes aus Gängen und Höhlen. Das in Felsen gehauene Netz wurde ab dem 17. Jahrhundert zur Verteidigung gegen die Spanier angelegt und war auf mehreren Ebenen bis zu 23 km lang. Die Petruss-Kasematten sind die ältesten; die Bock-Kasematten (Casemates du Bock) wurden erst später, im 18. Jahrhundert, von den Österreichern in den Felsen gehauen. Leider waren sie während des Besuchs geschlossen, aber auch so hat man einen schönen Ausblick vom Bockfelsen auf die Altstadt und Richtung Grund. Interessant ist dort auch die Burgruine von Licilinburhuc, der um 963 erbauten mittelalterlichen Felsenburg.

Chemin de la Corniche

Vom Bockfelsen bis zur Heilig Geist Zitadelle zieht sich die Corniche, die auch als „schönster Balkon Europas“ bezeichnet wird. Aus meiner Sicht völlig zurecht. Der Weg befindet sich auf den Überresten der alten Festungsmauern. Der Weg gehörte ursprünglich zur Wehranlage. Diese wurde jedoch im Lauf der Zeit abgebaut und der Weg zu einem beliebten Ort für Spaziergänge.

Gerichtsviertel

Das Gerichtsviertel (Cité judiciaire à Luxembourg) beherbergt zahlreiche öffentlichen Gebäude, Kanzleien und Gerichtssäle. Das Monument National de la Solidarité Luxembourgeoise beim Palais de Justice Luxembourg wurde zur Erinnerung an die Toten des Zweiten Weltkrieges erbaut. Oberhalb des Rosengartens hat man eine schöne Sicht auf die Unterstadt und Wallanlage.

Parkanlagen

Mehrere Parkanlagen, wie der längliche Stadtpark Luxemburg und der Parcs de la Pétrusse laden zum Verweilen ein. Im Stadtpark findet man u.a. auch ein Mahatma Gandhi Denkmal und sieht viele Stadtvillen. Ein Highlight am Rande des Parcs de la Pétrusse ist die kleine Quirinuskapelle (Chapelle Saint-Quirin). Nicht weit vom Parcs de la Pétrusse steht die Adolphe-Brücke. Sie überspannt den Pétrusse und erinnert durch den Fußgänger- und Fahrradweg unterhalb der Straße eher an die Brooklyn Bridge.

Unterstadt

Die Stadtteile Grund, Clausen und Pfaffenthal bilden die Unterstadt am Ufer der Alzette.

Grund

Der Stadtteil Grund, ursprünglich vor allem von Handwerkern bewohnt, hat einen schönen mittelalterlichen Flair. Auffallend sind die Befestigungsmauern, insbesondere das Ravelin du Rham auf dem Rham-Plateau. Das Ravelin war Teil der Befestigungsanlage und wurde im 17. Jahrhundert während der spanischen Herrschaft über Luxemburg gebaut. Auf dem Plateau befand sich früher eine Militärkaserne für 1760 Mann, die später als Waisenhaus und nun als jetzt Seniorenheim genutzt wird. Weniger überlaufen hat man vom Maierchen beim Viadukt Pulvermühle einen Blick Richtung Altstadt.

Die Abtei Neumünster befindet sich am Ufer der Alzette. Als Benediktinerabtei Altmünster gegründet und nach Kriegen als Neumünster neu errichtet, war es Ende des 18. Jahrhunderts erst Militärkrankenhaus, dann Männergefängnis. Nun ist der Kulturtreffpunkt Neumünster (Neimënster) untergebracht. Zur Abtei gehört auch die Kirche St. Johann auf dem Stein.

Ein Highlight für uns war die Pâtisserie Viaduc, die leckeres Gebäck anbot.

Clausen

 

Clausen ist das hübsch gelegene Weggehviertel. Wir waren in der Big Beer Company und in der Rock Box, welches auch Konzerte veranstaltet. Rechts im Bild sieht man Kniddelen von der Big Beer Company. Beide Lokalitäten konnten überzeugen.
Neugierig schauten wir in Clausen zum deutschen Soldatenfriedhof, der verhältnismäßig wenigen Opfern des 1. und 2. Weltkriegs gedenkt. Der größere, amerikanische Militärfriedhof und die Kriegsgräberstätte in Sandweiler liegen etwas weiter weg, in der Nähe des Flughafens.

Pfaffenthal und der Panorama-Aufzug

In Pfaffenthal kann man am Flussufer spazieren gehen und ältere Häuser, die Muerbelsmillen (Mühlenmuseum) und D’Wäschburen (alter Waschplatz) entdecken.

Ein Highlight ist der Panorama-Aufzug, der Besucher kostenlos vom unteren Teil (Pfaffenthal im Alzettetal) zum Parc Pescatore in der Oberstadt bringt. Auch ohne den Aufzug benutzen zu müssen kann man hier die Aussicht genießen.

Weitere Sehenswürdigkeiten

Mich hätten insbesondere zwei Sehenswürdigkeiten noch interessiert: der amerikanischer Militärfriedhof und das historische Museum der Stadt Luxemburg. Der amerikanische Militärfriedhof liegt in Hamm in der Nähe des Flughafens. Hier liegen US-Soldaten begraben, die am Ende des Zweiten Weltkrieges während der Ardennenoffensive im Kampf gegen die Wehrmacht ihr Leben ließen. Auch General George S. Patton wurde auf seinen Wunsch hin auf dem Friedhof bestattet. Etwas weiter liegt eine weitere deutsche Kriegsgräberstätte in Sandweiler. Zum amerikanischen Militärfriedhof reichte die Zeit (mit An- und Abreise, da nur während der Öffnungszeiten geöffnet) nicht, zu zweiterem (historisches Museum der Stadt) konnte ich meine Begleitung nicht überreden. Das Kirchberg-Plateau mit Finanz- und Europaviertel hatten wir zudem absichtlich (Museumsmüdigkeit der Begleitung) ausgelassen. Hier kann zudem man neben Kunst (Mudam Luxembourg – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean und Philharmonie Luxembourg) auch Geschichte in Form vom Fort Thüngen erleben.

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