Urlaub: Brüssel

Brüssel ist mit 1,2 Millionen Einwohnern eine der kleineren Hauptstädte Europas. Trotzdem ist sie häufig als „Europas Hauptstadt“ und eine von drei Städten mit den wichtigsten EU-Institutionen wegen EU-Gipfel oder NATO-Treffen in den Nachrichten. Der erste Eindruck war eher trist. Viel grau, Dreck und auch Obdachlose. Jedoch ist Brüssel eine Stadt vieler Gesichter und bietet damit einige Highlights abseits von Politik. Der Marktplatz (Grote Markt) als eines von drei Brüsseler Einträgen in der UNESCO-Weltkulturerbe und das Manneken Pis sind weit bekannt. Die Stadt bietet aber mehr. Die Amtssprachen sind Französisch und Niederländisch, zudem sprechen die meisten Einwohner Englisch und manchmal Deutsch. An einigen Stellen bin ich mit Französisch am weitesten gekommen. So sind Bahnansagen manchmal nur auf Französisch.

Sehenswürdigkeiten

In den grob vier Tagen Aufenthalt fokussierten wir uns an zwei Tagen auf die Stadt. Zusätzlich unternahmen wir Ausflüge nach Waterloo und Brügge.

Grote Markt und das Rathaus

Der Grote Markt (Grand Place) ist der zentrale Platz Brüssels und kann damit fast nicht verfehlt werden. Er ist umrahmt von goldenen und prächtig verzierten Barockbauten und dem hübschen Rathaus, an dessen Spitze Erzengel Michael die vielen wimmelnden Touristen begrüßt. Abends sind etwas weniger Touristen auf dem Platz, dafür kommen die Bauten durch die Beleuchtungen nochmals anders zur Geltung. Der Grote Markt gehört seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe. In den Häusern und in den umliegenden Gassen sind überall Imbisse, Restaurants und Läden, die vor allem eines verkaufen: Schokolade. Mich erinnerten die Häuser an die Niederlande, während die Größe auf eine Großstadt hinweist.

Mont des Arts


Etwas oberhalb der Stadt liegt der Mont des Arts, der Kunstberg, der einen schönen Ausblick auf Brüssel ermöglicht. Eine Reihe an Museen und kulturellen Einrichtungen haben sich am Kunstberg angesiedelt. Das Musikinstrumentenmuseum fällt schon alleine auf Grund seiner skurrilen Fassade auf. Etwas weniger Überlaufen ist der Ascenseur des Marolles, ein Aufzug beim Palais de Justice. Auf dem Weg zwischen beiden kommt man fast automatisch an der Église Notre-Dame des Victoires au Sablon vorbei, die barocke und gotische Elemente vereint und ein Schmuckstück ist.

Manneken, Jaenneke und Zinneke Pis

Manneken Pis, rechts zu sehen, könnte man übersehen, wären die Touristenmassen davor nicht. Die Brunnenfigur aus dem Jahr 1619 ist komplett unspektakulär und klein (61 cm). Das Motiv des wasserlassenden Knaben als Drolerie war zum Zeitpunkt der Entstehung schon bekannt. Auch der Name Manneken Pis tauchte bereits um 1450 in Texten des Brüsseler Stadtarchivs auf. Seit 1965 pinkelt ein Replikat fröhlich dahin, nachdem das Original mehrmals geklaut und teils dabe beschädigt wurde. In der Nähe der Bar Delirium in einer kleinen Sackgasse (Impasse de la Fidelité) findet sich das später im Jahr 1985 entstandene Gegenstück der Jaenneke Pis. Die Größe (50 cm) passt schon eher. Das trifft auch auf Zinneke Pis, den Hund, der ohne echtem Wasser pisst, zu. Diese Statue wurde 1998 an der Straßenkreuzung der Rue des Chartreux/Kartuizersstraat mit der Rue du Vieux-Marché aux Grains/Oude Graanmarkt aufgestellt.

Comic Strip, Streetart und Kunst

Brüssel wird auch als Comic-Hauptstadt bezeichnet. Neben einem Comics Art Museum findet man an vielen Hauswänden der Innenstädte Lucky Luke, Tim und Struppi, die Schlümpfe, Marsupilami und viele weitere Geschöpfe. Im Touristenbüro und im Comics Art Museum erhält man weitere Informationen zum Comic-Rundgang und die Comic-Industrie. Oder wer dachte, dass über 400 Zeichner für belgische Verlage arbeiten, die jährlich 30 Millionen Hefte veröffentlichen? Wer auf eigene Faust erkunden will, dem empfehle ich die Karten von OpenStreetMaps, da dort viele Comics eingezeichnet sind. So kam ich auch zum linken Meisterwerk beim Parc Nino Anneessens. Doch nicht nur Comics auf Hauswänden gibt es. Bei Bauarbeiten eines Gebäudes (Bourse de Bruxelles) war die Absperrung mit Comics überzogen (mittleres Bild). Die Skulpturen rechts fanden wir im Parc de Bruxelles. Also einfach die Augen offen halten! Direkt gegenüber des Comics Art Museum liegt das Marc Sleen Museum. Marc Sleen war als Comiczeichner für die belgische Tageszeichnung tätig und seine gesammelten Werke werden in diese Museum ausgestellt.

Atomium und Mini Europa

Eines DER Wahrzeichen Brüssels ist das Atomium. Das 102 m hohe Bauwerk stellt einen Eisenkristall in 165-milliardenfacher Vergrößerung dar. Es wurde anlässlich der Expo 58 als Symbol für das Atomzeitalter errichtet. Einige der Kugeln können besichtigt werden. Sie beherbergen eine Dauerausstellung zur Geschichte des Atomiums und eine wechselnde Ausstellung. Das Atomium liegt außerhalb des Stadtzentrums und kann beispielsweise mit der Metro (Linie 6 bis Heysel) oder der Straßenbahn 3 (Haltestelle Esplanade) erreicht werden. Durch einen Besuch in der Früh kamen wir ohne allzu große Schlangen hinein. Zunächst ging es mit dem Aufzug zur Aussichtskugel. Nachdem wir herunter waren, führten uns futuristisch anmutende Rolltreppen durch die Ausstellungen. Alternativ soll ein Besuch am frühen Abend empfohlen sein. Nebenan liegt Mini Europa, was man mit einer Kombieintrittskarte ebenfalls besuchen kann. Wir entschieden uns dafür (wenn schon, denn schon) und genossen den Spaziergang durch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Europas.

Nationales Militärmuseum


Als Geschichtsfans fanden wir unseren Weg in das nationale Militärmuseum am Parc du Cinquantenaire. Der Park selbst ist mit dem Triumphbogen und den umliegenden Gebäuden eine Sehenswürdigkeit für sich, aber uns interessierte mehr das Innere. Leider kamen wir relativ spät in das Museum und mussten uns beeilen, um alles zu sehen. Das Museum ist deutlich größer als es von außen den Anschein hat und wir hätten leicht einen halben bis einen Tag darin verbringen können. Für weniger geschichtsinteressierte Besucher würde ich trotzdem mit zwei bis drei Stunden schon alleine auf Grund der Größe und der Menge an Ausstellungsobjekte rechnen.

Europaviertel


Wenn man schon in der Hauptstadt Europas ist, darf ein Besuch im Europaviertel nicht fehlen. Neben wenigen älteren Bauten beim Leopoldpark fallen uns vor allem verglaste Wolkenkratzer und Gebäudekomplexe auf. In der Nähe gibt es angeblich die besten Fritten Brüssels bei der Maison Antoine. Uns war die Schlange für Pommes etwas zu lange.

Kulinarisch

In Brüssel kann man kaum verhungern. An fast jeder Straßenecke findet man Baraque á frites, also Frittenbuden, die Pommes in Papiertüten servieren. Hierbei werden die Pommes zweimal im Fettbad gebadet. Ebenso häufig findet man Schokolade und Waffeln, was natürlich kombiniert werden kann. Die Pralinen waren mir persönlich zu süß.

Rund um die Kathedrale Sainte Catherine tummeln sich jede Menge Bars und Restaurants. Viele haben Außenbereiche, so dass man das abendliche Treiben beobachten kann. Wir landeten im The Beers Garden, welcher passend zum Namen eine gute Bierauswahl vorrätig hat. Ich wählte die flämische Karbonade (Stoofvlees bzw. Carbonade à la flamande), also ein typisches Schmorgericht, welches an Gulasch erinnert. Am zweiten Abend war das von uns gewünschte, aber nicht reservierte Lokal bereits voll und das andere hatte nur Getränke, aber kein Essen. So landeten wir im Chez Jules Brasserie, welches durch sein Ambiente angenehm auffällt. Meine Fall fiel auf Vaul-au-Vent frites, also Blätterteig (Pastetchenkoffer) gefüllt mit Hähnchen, Champignons und Sahnesauce. Leider konnte ich die anderen nicht zu WOLF Food Market überreden, der u.a. eine Mikrobrauerei beherbergt. Als wir in der Halles Saint Géry waren, einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1881, waren wir leider nicht hungrig. Die Markthalle bietet einen Markt, Restaurants und Ausstellungen.

Nachdem uns das Hotelfrühstück zu teuer erschien, suchten wir nach einem passenden Café. Nach einem Fehlschlag landeten wir im Mokafé, welches in der Galeries Royales Saint Hubert liegt. Die Auswahl variiert je nach Tageszeit. Die Waffeln gibt es in eher gesünderen (siehe linkes Bild) oder weniger gesunden (Früchte und Schokosauce) Variationen. Neben Waffeln kann man aus Pfannkuchen, Kuchen, Baguette mit Belag, Rührei, Omelette und Gebäck für das Frühstück wählen. Tagsüber servieren sie auch Sandwiches etc. Rechts im Bild ist belgischer Cappuccino mit Sahne.

Bier erhält man an jedem Eck, egal ob im Restaurant oder in der Kneipe. Natürlich gingen wir einmal durch Delirium Village durch, fanden allerdings keinen Platz. Was ich persönlich häufiger mache, insbesondere wenn sich mehrere Personen finden: Bier im gut sortierten Supermarkt kaufen und im Hotelzimmer probieren. Es ist günstiger und man kann trotzdem einige Sorten probieren.

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