Auf der Suche nach einem Urlaubsziel für die Osterwoche kam ich eher zufällig durch die Kartenanwendung meiner Wahl auf Karthago, was bei Tunis liegt. Nachdem ich bis auf angebotene Pauschalreisen z.B. nach Djerba wenig von Tunesien wusste – deutlich weniger als über Marokko – war meine Neugierde geweckt. Als ich nach Reiseberichten suchte, fand ich v.a. Berichte über Pauschalreisen. Die Anzahl an Berichten zu individuellen Reisen hielt sich in Grenzen, was das Land für mich interessanter machte. Als ich dann noch über Star Wars Drehorte las und einen passenden und nicht zu teuren Flug fand, war das Reiseziel eine beschlossene Sache.
Tunesien
Die tunesische Republik, so der amtliche Name, gehört zu den Maghreb-Ländern. Der Name des Landes ist von der Hauptstadt Tunis abgeleitet. Tunesien ist das nördlichste Land Afrikas, nur 140 km von Sizilien entfernt. Es erstreckt sich damit zwischen dem Mittelmeer und der Sahara. Das Land ist mit knapp 12 Millionen Einwohnern weniger dicht besiedelt, zumal die meisten Städte in Küstennähe liegen.
Im Land wurde im Lauf der Geschichte von verschiedenen Völkern geprägt: Berber, Phönizier (siehe Karthago), Römer (siehe Karthago), Vandalen, Osmanen und zuletzt Franzosen (französisches Protektorat bis 1956). Entsprechend kommt man (immer noch) mit Französisch sehr weit, aber viele Einwohner sprechen auch ein akzeptables Englisch – zur Not helfen immer Hand und Fuß. Fast die gesamte Bevölkerung spricht Tunesisch-Arabisch. Als Tourist ohne Arabischkenntnisse fand ich es witzig, immer wieder französische Wörter herauszuhören. Anscheinend gibt es mehrere Lehnwörter von Berbern, aus dem Französischen, Türkischen, Italienischen, Spanischen und sehr wenig aus dem Persischen.
Die Osterwoche war durchaus warm (meist 30-35°C) und großteils trocken. Vor Ort wurde mir neben Frühling auch der Herbst als idealer Reisezeitraum empfohlen: warm, aber nicht heiß.
Reiseverlauf
Der Flug brachte mich zum Flughafen Aéroport International de Tunis-Carthago. Mit einem Taxi und gutem Verhandlungsgeschick kam ich günstig zu meinem Hotel in Tunis. Das war mein Ausgangspunkt für die Besichtigung von Tunis (die Medina steht auf der UNESCO-Welterbe-Liste), Karthago (ebenfalls auf der UNESCO-Welterbe-Liste) und Sidi Bou Said. Karthago und das Künstlerdorf Sidi Bou Said kann man praktischerweise mit Öffis (eigentlich auch Metro, aber nachdem wohl eine Brücke nicht befahrbar ist, nur mit Bus) besichtigen. Ursprünglich hatte ich auch einen Tagesausflug nach Hammamet geplant, aber nachdem es an dem Tag immer wieder regnen sollte, nutzte ich ihn zum Faulenzen.
Das nächste Ziel war Sousse. Zwischen Tunis und Sousse verkehren Louages, eine Art Sammeltaxi, Züge und Busse. Nachdem das Louage von jedem empfohlen wurde, nutzte ich dies für die Hinfahrt. Ein Louage fährt von der Louage Station los, wenn alle Plätze belegt oder von den Mitreisenden bezahlt sind. Entsprechend wurde mir empfohlen, möglichst früh bei der Louage Station zu sein. Das Fahrzeug selbst war eher älter und es im Inneren kuschelig-eng und warm. Wer wie ich mit nur einem Rucksack (6 kg inklusive Getränk – perfekter Grund, um wenig Souvenire einzukaufen) reist, dem empfehle ich auf Grund des fehlenden Platzes in den Sitzreihen zumindest noch eine Handtasche oder andere kleine Tasche mitzunehmen, in die man die wichtigsten Gegenstände (z.B. Getränk, Geldbeutel, Reisepass und Handy) stecken kann. Zumindest ging die Fahrt schnell vorbei. Der Fahrer fuhr mich freundlicherweise von der Louage Station in Sousse noch zur Altstadt. Die Medina von Sousse steht übrigens auch auf der UNESCO-Welterbe-Liste.
Viel Zeit hatte ich bei meinem ersten Stopp in Sousse nicht eingeplant, da es am nächsten Morgen in den Süden ging. Hierfür buchte ich eine geführte Tour, da ich für die Strecke mit Öffis länger gebraucht hätte und die Reise dadurch stressiger geworden wäre. Die Tour führte über El Jem nach Matmata, Douz, Chott el Djerid, Onk Jemal und schließlich Kairouan. Einerseits fand ich es schön, viel in kurzer Zeit zu sehen, andererseits nervte mich es, nicht selbst entscheiden zu können, wie lange ich bei welcher Sehenswürdigkeit bleiben konnte. Egal wie, der Ausflug in den Süden war eindrucksreich.
Nach dem Ausflug war ich endlich tatsächlich in Sousse und hatte Zeit, die Medina zu genießen. Zudem unternahm ich nach den Erzählungen eines Deutsch-Tunesiers, den ich in einem Café traf, einen Ausflug nach Monastir. Von Sousse nach Monastir fährt die Sahel-Metro, die auch am dortigen Flughafen und Salzbecken mit Flamingos vorbeifährt, wodurch man schnell in Monastir ist.
Der Rückflug ging wieder von Tunis los, wodurch ich lieber etwas Puffer einplante und am Vortag wieder nach Tunis reiste – diesmal mit Zug. So ziemlich alle Einheimischen, die ich fragte, rieten mir vom Zug ab. Nachdem ich schon das beliebteste Verkehrsmittel (Louage) probiert hatte, wollte ich auch das unbeliebteste nutzen. Schlussendlich war der Zug knapp eine Stunde verspätet, die Wagons waren veraltet und manche Sitze ließen sich nicht mehr verstellen. Wer die DB nutzt, wird zumindest einen Teil davon kennen.
Entsprechend erscheinen die nächsten Tage Berichte zu: